Übersteigen

[778] Übersteigen, verb. irreg. S. Steigen. 1. Ǘbersteigen, ich steige über, übergestiegen, über zu steigen, über etwas steigen, mit dessen Verschweigung. Die Mauer ist niedrig, man kann leicht übersteigen, darüber.

2. Übersteḯgen, ich übersteige, überstiegen, zu übersteigen, über etwas steigen mit dessen Meldung. 1) Eigentlich. Einen Berg übersteigen. Es sind noch nicht alle Berge überstiegen. Die Mauern einer Festung, die Festungswerke übersteigen, ersteigen. Daher die Übersteigung. 2) Figürlich. (a) Ein Hinderniß übersteigen, es überwinden. Es sind noch nicht alle Schwierigkeiten überstiegen. Unübersteigliche Hindernisse, Schwierigkeiten. So auch die Übersteigung. (b) An Anzahl, Werth, Kraft und Intensität übertreffen. Dieß übersteigt meine Kräfte, mein Vermögen, meine Einsicht. Die Kosten übersteigen den Nutzen sehr weit. Seine Verdienste übersteigen alles Lob. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch in noch weiterm Verstande für übertreffen überhaupt. Wie hoch die Leipziger den Nachbar übersteigen, Günth. Welcher Gebrauch aber im Hochdeutschen fremd ist. Schon bey dem Ottfried ubarsteigan.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 778.
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