Überwiegen

[784] Überwḯegen, verb. irreg. act. (S. Wiegen,) ich überwiege, überwogen, zu überwiegen, mehr wiegen, schwerer seyn, als ein anderes Ding. 1. Eigentlich. Dieser Stein überwiegt jenen weit, ist weit schwerer. Noch mehr, 2. figürlich. (1) Überwältigen, übermannen. Zanke nicht mit einem Reichen, daß er dich nicht überwäge (überwiege), Sir. 8, 2. Vom Schlafe überwogen werden, Apost. 20, 9. In dieser Bedeutung fängt es an zu veralten. (2) Mehr figürliches Gewicht, d.i. mehr Kraft, Vermögen, Fähigkeit u.s.f. haben; wie übertreffen. Beweisgründe, welche die gegenseitigen weit überwiegen. Das Vergnügen überwiegt diesen kleinen Schmerz sehr leicht. Ein überwiegendes Vertrauen, welches die Gegengründe überwiegt, stärker ist, als sie. Eine überwiegende Neigung zu etwas haben. Überwiegende Gründe zu etwas haben. Cajus wird am Verstande von Sempronio überwogen. (3) * Überdenken, eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt erwägen üblich ist. Denn wer es überwiegt, der sieht, u.s.f. Opitz.

Das Zeitwort überwägen, welches noch in der Deutschen Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 784.
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