Umringen

[812] Umríngen, verb. regul. act. ich umringe, umringt, zu umringen, eigentlich mit einem Ringe umgeben. Am häufigsten auf allen Seiten umgeben, so daß die freye Bewegung dadurch gehindert wird. Wasser umgaben mich bis an mein Leben, die Tiefe umringete mich, Jon. 2, 6. Eine Stadt mit einer Mauer, mit einem Graben umringen, für umgeben, ist ungewöhnlich, weil dabey der Begriff des Hindernisses der freyen Bewegung, nicht statt findet. Am üblichsten ist es von lebendigen Geschöpfen. Fette Ochsen haben mich umringet, Ps. 22, 13. Sie umringten Benjamin, Richt. 20, 43. Die Jünger umringten Paullum, Apost. 14, 20; stelleten sich um ihn herum. Den Feind mit der Reiterey, eine Stadt mit Truppen umringen. Daher die Umringung.

Anm. Schon im Isidor umbiringan, bey dem Notker umberingen. Es stammet von Ring, und dem veralteten Zeitworte ringen, kreisen, sich im Kreise bewegen, her, nicht aber von ringen, seine Kräfte anstrengen; daher es irrig ist, wenn es einige nach dem Muster des letztern irregulär abwandeln, umrungen für umringet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 812.
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