Umschlag, der

[814] Der Úmschlag, des -es, plur. die -schläge, von dem folgenden Zeitworte.

1. Der Zustand, die Handlung, ohne Plural.

(1) Von dem Neutro umschlagen, wo es nur im figürlichen Verstande von einer entscheidenden Veränderung eines Dinges üblich ist; doch mehr in manchen Provinzen, als im Hochdeutschen, wo es in diesem Verstande seltener vorkommt. Der Umschlag des Windes, des Wetters, eine völlige Veränderung desselben. Der Umschlag des Glückes. In Umschlag gerathen, sich plötzlich verändern. Der Umschlag des Bieres, des Weines, der Milch, wenn sie plötzlich verderben. In einigen Gegenden wird eine frühzeitige Geburt der Umschlag genannt.

(2) Von dem Activo umschlagen, die Handlung, da man etwas umschlägt. a. Die Handlung, da man etwas umschlägt, d.i. auf die andere Seite wendet. Der Umschlag einer Spielkarte, da man sie umschlägt, daß die Figur oben komme, wo denn auch wohl die umgeschlagene Karte diesen Nahmen bekommt, in welchem Falle es auch den Plural leidet. b. So fern umschlagen ehedem für umsetzen, Waaren vertauschen, üblich war, ist der Umschlag noch im Niederdeutschen nicht allein der Umsatz der Waaren und des Geldes, sondern auch ein jeder Handel. Sein Umschlag hat nicht viel auf sich, sagt man in Niedersachsen, d.i. sein Handel. Daher wird in einigen Niederdeutschen Städten ein großer Jahrmarkt, eine Messe, wo Waaren gegen Waaren umgesetzt werden, noch jetzt der Umschlag genannt, in welchem Falle es auch den Plural leidet. Der Kieler Umschlag, der Güstrowsche Umschlag. c. In einigen Gegenden ist Umschlag auch für Zins, Wucher, Gewinn üblich. So werden im Bergbaue jede Interessen der Umschlag genannt; in der Frankfurter Reformation aber führen nur die ungebührlichen Zinsen von Zinsen diesen Nahmen. Vielleicht nach eben der Figur, nach welcher Aufschlag eine ähnliche Bedeutung hat.

2. Dasjenige, was umgeschlagen wird, doch nur in verschiedenen einzelnen Fällen; mit dem Plural.

(1) An den Kleidungsstücken ist der Umschlag, ein umgeschlagener Theil am Ende, womit der Rand bedecket wird, und der in manchen Fällen auch der Kragen heißt. Aufschlag und Überschlag bezeichnen ähnliche Theile.

(2) Im Deichbaue werden große Krümmungen an den Deichen, wenn sie z.B. um einen großen Deichbruch herum geschlagen oder geführet werden, Umschläge genannt.

(3) Dasjenige, was um etwas herum geschlagen, d.i. gelegt, locker befestigt wird; besonders in zwey Fällen. a. Dasjenige, was locker um ein Ding befestigt wird, demselben gleichsam zur Decke dienet. Der Umschlag um eine Waare. Bey Tüchern, Zeugen u.s.f. bedeutet es auch die äußere Lage derselben, welche von betrüglichen Verkäufern zuweilen besser verfertiget wird, als das innere. Der Umschlag eines Journals, das Blatt Papier, welches zu dessen Schonung locker und nur auf einige Zeit um dasselbe befestigt wird. Der Umschlag eines Briefes, mit einem Französischen Ausdrucke das Couvert. In der Botanik ist der Umschlag, Lat. Drupa, eine leicht abfallende Haut, worin die Nüsse gewickelt sind. b. Bey den Ärzten und Wundärzten ist der[814] Umschlag, Lat. Epithema, ein äußerliches Arzeneymittel, welches zwischen Leinwand gelegt, oder womit die Leinwand befeuchtet wird, worauf man selbige um den kranken Theil legt oder schlägt. Einen Umschlag von warmen Wein machen. Breyumschläge, Cataplasmata.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 814-815.
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