Umwenden

[823] Úmwenden, verb. irreg. act. ich wende um, umgewandt, umzuwenden, um sich selbst, um seinen Schwerpunct wenden, d.i. so wenden, daß das obere unten, das vordere hinten komme. Den Wagen umwenden, daß das vordere hinten komme. Das Getreide, das Heu, ein Blatt umwenden, daß das obere unten, und das untere oben komme. Eine Person wendet sich um, wenn sie ihrem Körper eine der vorigen entgegen gesetzte Richtung gibt. Jesus wandte sich um, Luc. 7, 9. Sich im Bette umwenden. Der Wind wendet sich, wenn er aus der entgegen gesetzten Richtung kommt. Wie man eine Hand umwendet. Die Sanduhr umwenden. Umgewandte Schuhe, bey den Schustern, welche anfänglich so gemacht werden, daß die inwendige Seite auswärts gekehret ist, worauf sie umgewandt werden. Für,[823] um seine Achse drehen, ist umdrehen üblicher. Das Rad wird nicht umgewandt, sondern umgedrehet, ob man gleich in vielen Gegenden sagt, den Braten am Spiese umwenden oder wenden, für umdrehen. S. auch Umkehren. In manchen Fällen stehet dieses Wort absolute mit Verschweigung des Accusativs, da es denn die Gestalt eines Neutrius bekommt. Der Fuhrmann, der Kutscher wendet um, wenn er die Pferde umlenket, damit der Wagen umgewandt werde. Aber als ein wahres Neutrum mit dem Hülfsworte seyn, für das Neutrum umkehren; deine Schwägerinn ist umgewandt zu ihrem Volk, Ruth 1, 15, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Figürlich wendet man jemanden um, wenn man ihn zu entgegen gesetzten Meinungen oder Entschließungen bewegt. Von einem solchen sagt man, er sey ganz umgewandt, welches man auch in solchen Fällen gebraucht, wo jemand seine Sitten auf eine der vorigen ganz entgegen gesetzte Art geändert hat. Daher die Umwendung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 823-824.
Lizenz:
Faksimiles:
823 | 824
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika