Unflath, der

[847] Der Unflath, des -es, plur. doch in der ersten Bedeutung allenfalls nur von mehrern Arten, die -e. 1. Ekelhafter Schmutz, Ekel erweckende Unreinigkeit, wo es in der harten Schreibart auch wohl für Schmutz überhaupt gebraucht wird. Alle Tische sind voll Unflaths, Es. 28, 8. Denn wird der Herr den Unflath der Töchter Zion waschen, Kap. 4, 4. Ihr werdet sie wegwerfen, wie einen Unflath, Kap. 30, 22. Das Abthun des Unflaths am Fleisch, 1 Petr. 3, 21. 2. Eine im hohen Grade unreinliche und schmutzige Person, nach einer weitern Figur auch wohl eine im höchsten Grade lasterhafte Person; beydes am häufigsten in den harten und niedrigen Sprecharten.

Anm. Dieses Wort kommt bey unsern ältesten Schriftstellern nicht vor, ist auch seiner Abstammung nach noch nicht ganz ausgemacht, indem es sich mit fast gleichem Grade der Wahrscheinlichkeit auf mehrere Arten ableiten lässet. So fern un hier eine bloße verneinende Bedeutung hat, so wird es von dem Frisch von flauhen, waschen, abgeleitet, und alsdann würde Unflath etwas ungewaschenes, oder einen ungewaschenen Zustand bezeichnen. Mit mehrerer Wahrscheinlichkeit lässet es sich in diesem Falle als den Gegensatz von dem veralteten Niederdeutschen Flate, Angels. Whliete, Putz, Zierde, Reinlichkeit, ableiten, welches zunächst wieder von dem noch Niederdeutschen fleijen, in Ordnung legen, putzen, zieren, abstammet, und mit unserm flechten und pflegen verwandt seyn kann. Allein, alsdann bleibt der harte Nebenbegriff, welcher diesem Worte anklebt, und der doch auch in der Abstammung seinen Grund haben muß, unerklärbar. Ungeputzt ist noch lange nicht unfläthig. Es scheinet daher fast wahrscheinlicher, daß un hier eine verstärkende Bedeutung hat, und daß das längst veraltete Flath, Koth, Schmutz, bedeutet haben müsse. Im Wendischen ist Blodo, Ploto, Koth, im Nieders. flätsk, unfläthig, und Flätz, ein grober ungesitteter Mensch. Übrigens wird für flätsk, unfläthig, im Niedersächsischen auch unnask gebraucht, wo un eine ähnliche Intension zu bezeichnen scheinet, von dem Engl. nasty, garstig, schmutzig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 847.
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