Ungeziefer, das

[866] Das Ungeziefer, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. ein Collectivum, schädliche Thiere kleinerer Art, besonders Insecten und Gewürm, im verächtlichen Verstande zu bezeichnen, vornehmlich solche, welche durch Beißen und Nagen beschwerlich fallen, und in Menge beysammen gefunden werden. Das Ungeziefer verderbte das Land, 2 Mos. 8, 21f. Da man denn auch wohl Mäuse, Fledermäuse, Ratzen, Frösche, Kröten, u.s.f. wenn selbige gleich weder zu dem Gewürm noch zu den Insecten gehören, mit diesem Nahmen zu belegen pflegt.

Anm. Das einfache Ziefer ist als ein Schmähwort noch in Baiern üblich, und lässet sich aus dem Niederdeutschen erklären, wo Zäfer, einen Käfer bedeutet. Z und K werden in den Mundarten sehr häufig mit einander verwechselt, daher es mehr als wahrscheinlich ist, daß Zäfer und Ziefer mit Käfer gleich bedeutend sind, und ein nagendes kleines Thier bedeuten. Die Sylbe ge bildet hier ein Collectivum, daher Geziefer noch hin und wieder in einigen gemeinen Mundarten üblich ist, so daß die Sylbe un in dem Hochdeutschen Ungeziefer bloß eine verstärkende Bedeutung zu haben scheinet. In einigen gemeinen Oberdeutschen Mundarten sagt man nur Unziefer, und gebraucht es alsdann vermuthlich auch von Individuis. Diese Ableitung ist wahrscheinlicher und natürlicher als Frischens seine, der Ziefer von Zucht und ziehen ableitet, und Ungeziefer durch schädliche Thiere erkläret, welche man nicht aufziehet, sondern vielmehr tödtet. Die Niedersachsen nennen zwar das Ungeziefer auch Untüg und die alten Friesen Uhntiug, allein dieses stammt nicht von ziehen und Zucht ab, sondern von Zeug, womit man oft mehrere verächtliche Dinge Einer Art zu benennen pflegt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 866.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika