Verblenden

[999] Verblênden, verb. regul. act. welches eigentlich blind machen bedeuten sollte, aber nur in engerer und figürlicher Bedeutung gebraucht wird, durch Darstellung eines falschen Gegenstandes dasjenige zu sehen hindern, was man sehen sollte oder wollte, wo es wieder auf doppelte Art gebraucht wird. 1. Objective, von demjenigen Gegenstande, welcher durch Darstellung eines falschen dem Gesichte entzogen wird; wo es doch nur als ein Kunstwort, in einigen einzelnen Fällen gebraucht wird. So sagt man im Bergbaue, die Erze und Anbrüche verblenden, sie verschmieren, verzimmern oder verhauen, damit andere sie nicht gewahr werden. In weiterm Verstande verblendet man einen Stollen, wenn man ihn mit Bretern verschlägt und zu macht, damit die Luft sich einen andern Ausgang suche. In der Baukunst pflegt man das Holzwerk an den Gebäuden mit Blendsteinen zu verblenden, es dem Gesichte zu entziehen, vornehmlich aber es vor dem Wetter zu sichern. Im Jagdwesen wird der Zeug verblendet, wenn er mit grünen Reisern besteckt wird, damit er dem Hirsche nicht so gleich in die Augen falle, und so in andern Fällen mehr. 2. Subjective, in Beziehung auf den Sehenden, ihn durch Darstellung eines falschen Gegenstandes, den wahren, oder durch Darstellung[999] einer falschen Seite, eines falschen Verhältnisses der Sache, die wahre Seite, ihre wahre Beschaffenheit zu erblicken hindern; besonders in weiterer und figürlicher Bedeutung. Ihre schönen Schuh verblendeten ihn, Judith. 16, 11. Geschenke verblenden die Weisen, Sir. 20, 30. Er hat ihre Augen verblendet, Joh. 12, 40. Sie sind verblendet, Es. 44. 18. Das Glück verblendet schwache Gemüther.

Anm. Bey dem Notker irblenden. S. Blenden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 999-1000.
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