Versammeln

[1112] Versammeln, verb. regul. act. welches, vermittelst der intensiven Partikel ver, von sammeln gebildet ist, zusammen bringen, mehrere Dinge an einen Ort zusammen bringen. Sowohl von leblosen Dingen. Hier hat die Natur alles versammelt, was sie schönes hat, Dusch. Als auch und zwar am häufigsten, von lebendigen Geschöpfen. Sie pflegten die Heerde alle daselbst zu versammlen, 1 Mos. 29, 3. Das Volk, die Ältesten, die Gemeinde versammeln, in der Deutschen Bibel. Wo zwey oder drey versammelt[1112] sind in meinem Nahmen, Matth. 18, 20. Die Truppen versammeln, zusammen ziehen. Zu seinen Vätern versammelt werden, sterben, in der Deutschen Bibel, wo es wider die Gewohnheit von einem einzelnen Dinge gebraucht wird. Es ist in dieser ganzen Bedeutung in der edlern und höhern Schreibart am üblichsten, indem in dem gesellschaftlichen Umgange die näher bestimmten Ausdrücke zusammen berufen, zusammen ziehen, zusammen bringen u.s.f. üblicher sind. Gangbarer hingegen, selbst im gemeinen Leben, ist das Reciprocum sich versammeln, für zusammen kommen, und zwar am häufigsten auch nur von lebendigen Geschöpfen. Das Volk versammelt sich auf dem Markte. Die Gemeine versammelt sich in der Kirche, die Bürgerschaft auf dem Rathhause. Die Vögel versammeln sich um die Eule.

Ver scheinet hier mit der Intension eine bestimmte Absicht zu bezeichnen, daher auch sich versammeln, außer etwa in der höhern Schreibart, nicht leicht von leblosen Dingen gebraucht wird. Die ältern Oberdeutschen Schriftsteller gebrauchten dafür nur samen, gesamen, besamen. Im mittlern Lateine kommt dafür das wunderliche insimultare vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1112-1113.
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