Verschwinden

[1132] Verschwinden, verb. irregul. neutr. (S. Schwinden,) welches das Hülfswort seyn erfordert, sich den Augen geschwinde entziehen, auf eine geschwinde und unmerkliche Art unsichtbar werden. Der Engel des Herrn verschwand, Richt. 6, 21. Wie ein Frühlingsnebel vor der Sonne verschwindet. Alle Hoffnung ist verschwunden. Mein Glück verschwand, wie ein Traum in einer Sommernacht. Es ist vor meinen Augen verschwunden, wenn etwas auf eine uns unbemerkte Art weggekommen ist, ohne daß man weiß, wie. Der Schuldner ist verschwunden, wenn er mit der Flucht entkommen ist. Man sondre den Begriff der Tugend von der Freundschaft ab, so verschwindet ihr Werth und ihr heiliger Glanz, Gell. Daher das Verschwinden.

Anm. Schon bey dem Notker fersuuinden, der es auch in weiterer Bedeutung für vergehen gebraucht; min lib (Leben) ist fersuunden in leide. Ehedem wurde es auch für das thätige verschwenden gebraucht, da es denn unter andern auch zerstreuen bedeutete. Fersuuanta andere diete, es zerstreuete die Völker, Notk. Do verswant er ein michel her, Stryck. Im Schwed. försvinna, Lat. evanescere.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1132.
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