Vollenden

[1231] Vollénden, verb. regul. act. ich vollende, habe vollendet; zum völligen Ende bringen. 1. Eigentlich, wo es noch nachdrücklicher ist, als vollbringen. Eine Arbeit vollenden. Also ward vollendet Himmel und Erde, 1 Mos. 2, 1. Ich wills anfahen und vollenden, 1 Sam. 3, 12. Den Lauf vollenden, 2 Tim 4, 7. Ein Gemählde, eine Arbeit, eine Reise vollenden. Man gebraucht es am häufigsten in der edlern und feyerlichen Schreibart, dagegen in der gewöhnlichen endigen, zu Ende bringen u.s.f. üblicher sind.


Mein Mädchen mit dem schwarzen Haare

Vollendet heute sechzehn Jahre,

Haged.


Um diese Pilgrimschaft vergnüglich zu vollenden,

Haged.


2. Figürlich, zur Vollkommenheit bringen, doch nur in der Theologie, wie das Französ. accomplir. Mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiliget werden, Ebr. 10, 14. Die vollendeten Gerechten, in jenem Leben nach der Auferstehung der Todten. Vollendete Bürger des Himmels. Veraltete Figuren sind, seinen Zorn, seinen Grimm vollenden, Ezech. 5, 13. Kap. 6, 12. Es wird vollendet werden, was dir gesagt ist, Luc. 1, 45; für erfüllet.

Daher die Vollendung, auch von dem Zustande der künftigen Herrlichkeit, besonders nach der Auferstehung der Todten.

Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter volenden, bey den Schwäbischen Dichtern, die es schon für erfüllen gebrauchen, vol enden.


Das ich nu lange han gegert,

Wirt das vol endet so ist mit froeide braht,

Reinmar der Alte.


Ingleichen für endigen schlechthin:


wenne si minen Kummer wehe vol enden,

Heinr. von Morunge.


Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1231.
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