Wachholder, der

[1321] Der Wáchholder, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. der Nahme einer Art Nadelholzes, so gemeiniglich als ein Strauch, zuweilen aber auch als ein Baum, wächset, und gewürzartige Beeren trägt, Iuniperus Linn. Daher der Wachholderbaum und der Wachholderstrauch, nachdem dieses Gewächs den Wuchs eines Baumes oder eines Strauches hat, obgleich für beyde auch nur Wachholder schlechthin üblich ist; die Wachholderbeere, das Wachholderöhl, das Öhl der Beeren; der Wachholdersaft, zu einem Muße eingekochte Wachholderbeeren; der Wachholderwein und Wachholderbrantwein; die Wachholderdrossel, der Krammetsvogel, s. dieses Wort. Das Wachholderharz oder Sandarach, s. dieses Wort.

Anm. Der Nahme dieses Gewächses ist zusammengesetzt. Die letzte Hälfte Holder ist bekannt; es fragt sich nur, warum man gerade dieses Gewächs zu den Holdern gerechnet, (s. Holunder,) indem Holder eigentlich einen hohlen Baum, oder einen Baum mit einer weiten Markröhre bedeutet, dergleichen sich, soviel ich weiß an dem Wachholder nicht befindet? Die erste Hälfte ist unstreitig unser wach in der ältesten weitern Bedeutung, für lebhaft, lebendig, weil dieses Gewächs seine Nadeln nie verlieret, sondern das ganze Jahr hindurch grün bleibt, daher es unnöthig ist, mit Frischen das Wort von Queckholder abzuleiten, welchen Nahmen dieses Gewächs in andern Gegenden hat, und eine Verwandlung des q in das w anzunehmen. Wach und queck sind ursprünglich gleichbedeutend, folglich auch Wachholder und Queckholder. Da Holder, vollständiger Hohlunder, als eine Zusammensetzung von hohl und dem veralteten Der, Dru, Engl. tree, ein Baum, männlichen Geschlechts ist, so ist es auch der Wachholder, obgleich Luther es 1 Kön. 19, 4. 5 weiblich gebraucht, die Wachholder.

Es ist merkwürdig, das dieses Gewächs in den Deutschen Provinzen so verschiedene Nahmen hat, welche schwer zu erklären sind, und folglich von ihrem hohen Alterthume zeugen. In der Schweiz heißt es Reckholder, wo reck, als ein Intensivum von regen, mit wach und queck gleichbedeutend seyn kann; in Baiern und andern Oberdeutschen Gegenden Kronawet, Krammel, Krammetsbaum, S. dieses Wort; in Schlesien Jachantel; im Bremischen und Osnabrückischen Wachandel; in dem letztern Lande auch Quäkelbusch, welches mit Queckholder gleichbedeutend ist; in Pommern Kuirk, vermuthlich von dem Knirren und Prasseln, welches die dürren Zweige mit ihren Nadeln im Brennen machen; in Liefland und Preussen Kaddich, Kattich; in andern Gegenden Duxenbaum u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1321.
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