Wall (1), der

[1364] 1. Der Wall, des -es, plur. die Wälle, ein altes Wort, in welchem der Begriff einer Erhöhung, besonders einer Erhöhung von Erde, der herrschende ist. Man gebraucht es noch in folgenden Fällen: 1. * Eine jede Erhöhung von Erde, ein Haufen Erde; eine längst veraltete Bedeutung, wovon sich noch in bewallen und aufwallen Spuren finden, S. diese Wörter. In den Niedersächsischen Torfgegenden wird ein in die Länge aufgesetzter Torfhaufen noch ein Wall genannt. 2. In der Schiffahrt wird die Küste häufig der Wall genannt, wo gleichfalls der Begriff einer in die Länge gestreckten Erhöhung der herrschende ist. 3. Am üblichsten ist es in dem Festungsbaue, besonders der Neuern, wo eine regelmäßige Erhöhung von Erde um einen Ort, ein Wall genannt wird. Einen Wall auswerfen. Eine Stadt mit einem Walle umgeben. 4. In manchen Niedersächsischen Gegenden ist ein Wall eine Zahl von 80, in welchem Falle es, wie bey so vielen andern ähnlichen Wörtern, im Plural unverändert bleibt: zehn Wall Heringe, Eyer u.s.f. Im Schwedischen in dieser Bedeutung Val. Auch hier scheinet der Begriff eines Haufens der Stammbegriff zu seyn.

Anm. Wall ist ein altes Wort, welches mit dem Lat. vallum genau überein kommt; allein, da dieses eine Ableitungs-, wenigstens Declinations- und Geschlechtssylbe hat, das Deutsche aber nicht, so erhellet schon daraus, daß dieses älter ist, als jenes. So fern der Begriff der Erhöhung hier der herrschende ist, gehöret das Wort zu einem zahlreichen und sehr alten Geschlechte, welches sich in allen bekannten Sprachen ausgebreitet hat, wo bal, bol, val, vol u.s.f. insgesamt etwas Hohes, bald eigentlich, bald figürlich, bedeuten. Im Engl. ist wall in noch weiterer Bedeutung eine Wand, Mauer.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1364.
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