Warum

[1392] Warum, eine zusammen gezogene Partikel, für um weß Willen, oder um welcher Ursache Willen. Sie wird auf gedoppelte Art gebraucht.

1. Als ein Fragewort, nach der Ursache einer Veränderung zu fragen, und zwar sowohl, (1) gerade zu und unmittelbar in eigentlichen Fragen. Warum ist er nicht gekommen? Warum thust du das? Warum sagen sie es denn laut? Er muß es seyn; warum klopfte sonst mein Herz ihm entgegen? Warum nicht gar? eine in der vertraulichen Sprechart übliche Formel der Verneinung. Als auch, (2) mittelbar oder indirecte, da es doch mehr relativ zu werden anfängt. Ich weiß nicht, warum er nicht kommt. Du wirst mich fragen, warum ich es thue. In beyden Fällen wird auf warum oft mit darum geantwortet.

Da die Ursache, nach welcher man mit warum fragt, eine Absicht mit Bewußtseyn voraus setzt, so kann man warum eigentlich auch nur alsdann gebrauchen, wo ein solches Bewußtseyn Statt finden kann; folglich der Strenge nach nicht von leblosen Dingen, wenn sie nicht auf einige Art personificirt sind. Es wird solches zwar selten beobachtet, es kann auch die unterlassene Beobachtung dieses Unterschiedes eben keinen Nachtheil haben; indessen kommen doch oft Fälle, wo man es empfindet, daß, wenigstens in der bestimmten Schreibart, eine andere Art des Ausdruckes schicklicher ist. Warum schwillet der Fluß so auf? sagt man im gemeinen Leben, ohne Bedenken; ob ich gleich dafür lieber sagen würde: woher kommt es, daß der Fluß so aufschwillet? 2. Als eine bloße relative Partikel, für, um welcher (Ursache) willen. Es ist keine Ursache da, warum er es verschweigen sollte. Ich wundere mich, warum er nicht kommt. Ich sehe keine Ursache, warum ich es nicht glauben sollte.

Anm. 1. In einigen gemeinen Sprecharten worum, welches aber auch noch in einer andern mehr determinativen Bedeutung gebraucht wird, Siehe dasselbe; in einigen Oberdeutschen Gegenden mit einer unnöthigen Verlängerung am Ende, warummen. Es ist mit um und dem Relativo wa, wo, war, zusammen gesetzet, wie darum von da, oder dar und um. Im Notker, und den Schwäbischen Dichtern kommt es noch getheilt vor, uuar umbe, im Horneck aber umgekehrt, um wer. Notker gebraucht er gar als ein Substantivum, die Uuarumbe, die Ursache.

Anm. 2. Der Ton ist in diesem Worte veränderlich. In directen Fragen ruhet er gern auf der ersten Sylbe, wárum[1392] thust du das? obgleich nicht immer, warum kommt er nicht? In den übrigen Bedeutungen liegt er am häufigsten auf der letzten Sylbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1392-1393.
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