Wechseln

[1422] Wêchseln, verb. regul. welches in zwiefacher Form üblich ist: 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. (1) Auf einander folgende Veränderungen erleiden; nur noch selten. Es wechselt alles in der Welt, es ist alles der Veränderung unterworfen. Ihn entzückt jede Schönheit des wechselnden Jahres, Geßn. (2) Hin und wieder gehen, oder ziehen; nur in einigen Fällen. Bey den Jägern wechselt das Wild an einem Orte, wenn es daselbst gern aus- und einziehet. Im Bergbaue wechseln die Wetter, wenn die Luft ihren gehörigen Zug hat. (3) Von Wechsel, Wechselbrief, sagt man, man wechselt von Leipzig nach Amsterdam, wenn zwischen beyden Orten ein Wechsel-Cours oder eine Wechselhandlung eingeführet ist.

2. Ein Activum. (1) Für ein Ding ein anderes eben derselben Art nehmen, oder bekommen. Die Kleider wechseln, andere Kleider anlegen. Nicht zu wechseln haben, d.i. nur Ein Kleid, nur Einen Anzug Wäsche haben. Die Pferde wechseln, frische Pferde nehmen. Die Zähne wechseln, neue Zähne bekommen. (2) Besonders unter zwey, oder mehrern Personen. Briefe mit jemanden wechseln, Briefe an ihn schreiben, und von ihm bekommen. Die Ringe wechseln, wenn das Brautpaar vor dem Altar die Ringe gegen einander vertauscht. Worte wechseln, eigentlich mit einander sprechen; oft auch im engern Verstande, sich streiten, zanken, S. Wortwechsel. Kugeln wechseln, sich auf Pistolen duelliren. (3) Geld wechseln, kleine Münzsorten gegen grobe oder harte geben. Einen Ducaten wechseln lassen.

So auch das Wechseln.

Anm. Schon im Tatian ist wechslen, tauschen, im Nieders. wesseln, im Schwed. växla. Die Endung seln enthält, außer der Endung des Infinitives, eine doppelte Ableitungssylbe, des -s, und el. Beyde scheinen hier eine Wiederhohlung und Verstärkung des Hauptbegriffes zu bezeichnen, vielleicht mit einem Nebenbegriffe der Verkleinerung. Die Wurzelsylbe wäre also wech oder weg, und diese scheinet mit weg in bewegen, überein zu kommen, so daß der Begriff der wiederhohlten Bewegung, der in der zweyten Bedeutung des Neutrius noch sehr merklich ist, der herrschende seyn würde. Das Lat. vices scheinet damit verwandt zu seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1422.
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