Werth

[1506] Wērth, -er, -este, adj. et adv. 1. Einen bestimmten Anspruch auf die Schätzung anderer habend, in Vergleichung mit dem bekannten Grade der Schätzung eines andern Dinges. (a) In Vergleichung mit dem Gelde, dem einmahl angenommenen Maßstabe des Werthes der Dinge, da denn dessen Begriff im Accusative stehet. Der Ring ist zehn Thaler, das Haus ist tausend Thaler werth. Wie viel ist das Gut werth? Es ist viel werth,[1506] nichts werth. (b) In Vergleichung mit einem jeden andern Dinge von bekannter Schätzung, da denn dieses entweder durch das circumscriptive daß ausgedruckt wird. Die Sache ist nicht werth, daß ich daran gedenke. Du bist nicht werth, daß dich die Sonne bescheine. Er wäre werth, daß man ihn henkte, er hätte es verdient. Oder vermittelst eines Nennwortes, da denn dieses gemeiniglich im Genitive stehet. Es ist der Mühe nicht werth. Es ist der Rede nicht werth. Er ist ihrer alle Stunden werth.


Ein Held, der sich durch manche Schlacht,

Durch manch verheertes Land des Lorbeers werth gemacht,

Gell.


Aller Ehren werth, im gemeinen Leben, nicht unbeträchtlich. Aber auch zuweilen im Accusative. Er ist die Kugel nicht werth.

In dieser ganzen Bedeutung wird das Wort fast nur allein als ein Adverbium gebraucht. Denn ob man gleich sagt, eine nichts werthe Sache, so sagt man doch nie, wenigstens nicht richtig, ein zehn Thaler werther Ring. Auch die Comparation ist in dieser Bedeutung nicht üblich, sondern muß durch mehr, weniger, am meisten, am wenigsten umschrieben werden. Er ist mehr werth als du. Es ist der Rede weniger werth, als u.s.f.

2. Einen hohen Grad des Anspruches auf jemandes Schätzung habend, und darin gegründet, sowohl als ein Adverbium, als auch als ein Adjectiv. Etwas werth halten, werth schätzen. Ein werth geschätzter Freund. Die Sache ist mir sehr werth. Ein mir sehr werther Freund. Er ist mir werther als du. Um der vielen r Willen wird der Comparativ nicht leicht als ein Adjectiv gebraucht, wohl aber der Superlativ: mein werthester Herr. Die werthesten Gegenstände unseres Herzens.

Anm. Schon im Ulphilas vairths, im Schwed. värd, Es stammet, so wie das folgende Substantiv, vermittelst des Ableitungslautes th oder d von dem alten Worte Währ, Schätzung, und währen, schätzen, her, S. 2. Währung, und Würde; und da in diesem die erste Sylbe gedehnt ist, so hat auch wēhrt diese Dehnung behalten, ungeachtet es wegen der zwey folgenden Consonanten eigentlich geschärft, wérth lauten sollte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1506-1507.
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