Wicht, der

[1517] Der Wicht, des -es, die -e, und die -er, ein für sich allein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches aber ehedem in verschiedenen Bedeutungen üblich war, und in manchen derselben in den Provinzen noch lebt. Es bedeutete: 1. Ein etwas; eine längst veraltete Bedeutung, welche noch aus dem alten eoweht, bey dem Kero, etwas, erhellet. Im Oberdeutschen kommt, selbst noch im Hans Sachs, das abgeleitete entwicht vor, welches eigentlich vernichtet, hernach aber auch unnütz, unbrauchbar bedeutete. Die Riegel hat er zerbrochen und entwicht gemacht, im Buche Belial von 1472.


Und weren dein kostlich gericht

Zu Freud und wollust gar entwicht,

H. Sachs;


verdorben, unnütz. 2. Ein Geschöpf, eine Creatur; im Angels. Wiht, im Engl. Wight. Besonders ein Mensch. Arme wihti, arme Leute, bey dem Ottfried, bey welchem auch krumbu wihti, Krüppel, Lahme sind. 3. In engerer Bedeutung, ein unnützer, unbrauchbarer Mensch, ein Mensch im verächtlichen Verstande. Du bist ein untrewer wicht, im Theuerd. In dieser und der vorigen Bedeutung lebt es noch in unserm Bösewicht, S. dasselbe. Ehedem ward aber auch Wicht häufig für sich allein in der Bedeutung eines Bösewichts gebraucht. Was poßheit in dem wicht waren verporgen, Theuerd. Bey den Schwäbischen Dichtern ist daher wihteklich, nichtswürdig. 4. Ein kleines Kind, noch häufig im Niederdeutschen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1517.
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