Wipfel, der

[1569] Der Wipfel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Wipfelchen, der obere leicht bewegliche Theil der Bäume und Gewächse. Hoch stehet dein Wipfel empor, Gesn. von der Eiche. Der leichte Zephyr küßte


Die Pflanzen dieser Insel,

Und sein Gefolge wiegte

Die Wipfel dieser Insel,

Haged.


In dem Forstwesen wird oft der ganze mit Ästen bewachsene Theil eines Baumes der Wipfel genannt. An den Faschinen ist das obere Ende der Wipfel, im Gegensatze des untern, oder des Sturzes.

Anm. Schon im Willeram Wipfela. Es ist nicht von dem folgenden wippen, welches nach einer ganz andern Form, obgleich von eben derselben Wurzel, gebildet ist, sondern unmittelbar von weben, so fern es ehedem bewegen überhaupt bedeutete; pf ist ein Intensivum, wie Gipfel von Giebel, hüpfen von heben, rupfen von raufen, schnupfen von schnieben, schupfen von schieben; aber doch kein so hartes als wippen. Da hier der Begriff der Bewegung wesentlich ist, so ist leicht begreiflich, daß man zwar Gipfel für Wipfel, aber nicht dieses für jenes, gebrauchen könne. Gipfel ist das Geschlecht, Wipfel die Art; letzteres bedeutet einen beweglichen Gipfel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1569.
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