Wucher, der

[1617] Der Wúcher, des -s, plur. inusit. 1. Der Gewinn, welchen man von seinem Eigenthume im Handel und Wandel hat. In dieser allgemeinen Bedeutung wurde es ehedem häufig von dem Gewinne, welchen man von ausgeliehenem Gelde hat, für Zinse, Interessen, Renten gebraucht, Geld auf Wucher leihen, auf Zinsen; in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. Es kommt in derselben nur noch zuweilen im figürlichen Verstande vor. Unser Verstand ist ein kostbares Pfund, das uns der Allmächtige zum Wucher anvertrauet hat, Gell. damit zu wuchern. 2. In[1617] engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist es ein übertriebener, unbilliger Gewinn, welchen man von seinem Eigenthum im Handel und Wandel hat. Vom Wucher leben. Wucher treiben. Alles auf den Wucher richten. Geld auf Wucher ausleihen, auf unbillige, übertriebene Zinsen. Gesetze wider den Wucher.

Anm. Bey dem Kero, Ottfried, u.s.f. Wocher, Wuocher, wo es aber eine jede Frucht, besonders Feld- und Gartenfrucht, bedeutete, und sächlichen Geschlechtes war. Daz wocher sines ovezes, die Frucht seiner Obstbäume, Willer. Erdewuocher sind bey dem Notker Erdfrüchte. S. Wuchern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1617-1618.
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