Zusammen

[1769] Zusammen, adv. welches von einer gemeinschaftlichen Richtung, oder Bewegung mehrerer Dinge nach einem Orte gebraucht wird, so wie beysammen ein gemeinschaftliches Daseyn in einem Orte bezeichnet. Etwas in ein Bündel zusammen binden. Zusammen brechen, stürzen, fallen, im gemeinen Leben, für einbrechen, einstürzen, einfallen. Viele Truppen zusammen bringen. Fäden zu einem Faden zusammen drehen. Zusammen fahren, in einander fahren. In dem Begriffe von Gott muß alles zusammen gefasset werden, was nur vollkommen heißt, Gell. Der Ort, wo zwey Flüsse zusammen fließen. Die Einwohner eines Ortes zusammen fordern, sie versammeln. Zwey Stücke zusammen fügen. Ein Brautpaar zusammen geben, copuliren. Dinge, welche zusammen gehören, als Theile eines Ganzen, oder außer einander, bestehen. Zusammen kommen, sich versammeln. Wie käme ich und so vieles Geld zusammen? in der vertraulichen Sprechart, wie käme ich zu so vielem Gelde. Die Mühle zusammen lassen, bey den Müllern, den obern Stein niedriger stellen. Ein Pferd zusammen reiten, in der Reitkunst, es dahin bringen, daß es mit seinen Theilen wohl vereinigt werde, und den Kopf senkrecht trage. Zusammen setzen, aus Theilen, welche außer einander befindlich sind, hervor bringen. Zusammen gesetzte Dinge, Körper. Ein zusammen gesetztes Wort, welches aus Verbindung zweyer, oder mehrerer für sich bestehender Wörter zu einem Ganzen entstanden ist, z.B. Windstille; zum Unterschiede von einem abgeleiteten, wenn das eine nicht mehr für sich allein, oder doch nicht in der Form und Bedeutung, üblich ist, wie bestehen. In der menschlichen Seele stimmt alles zu weisen Absichten zusammen. So auch zusammen laufen, legen, leiten, machen, nähen, nehmen, packen, raffen, rechnen, rollen, rotten, rücken, scharren, schleppen, schmelzen, schrauben, stecken, stoppeln, thun, tragen, treten, ziehen u.s.f. wo immer eine Richtung mehrerer Dinge nach einem gemeinschaftlichen Mittelpuncte bezeichnet wird. In einigen wenigen Fällen scheinet es für beysammen zu stehen, z.B. in zusammen halten, so fern es als ein Neutrum gebraucht wird, zusammen hängen, mit einander verbunden seyn, zusammen kleben; vermuthlich, weil man sich den Begriff des Verbi thätig und wirksam gedacht hat.

Anm. Schon bey dem Ottfried zisamane, cesamine. Es ist aus zu und dem alten sammen zusammen gesetzt, S. Sammt und Versammeln, so daß das zu die Richtung nach einem Orte bezeichnet. In Ansehung der Zusammenziehung gilt auch von diesem Worte, was schon bey Zurück angemerket worden. Es ist ein eigenes für sich bestehendes Adverbium, das folglich mit seinem Verbo so wenig zusammen gezogen werden kann, als andere Adverbia, die davon abgeleiteten Substantiva ausgenommen, wo der gemeinschaftliche Artikel und die gemeinschaftlichen Biegungssylben die Verbindung zu einem Ganzen erfordern; also zusammen setzen, zusammen gesetzt, wie schlecht machen, schlecht gemacht; aber Zusammensetzung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1769.
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