Florenz [2]

[34] Florenz, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Toskana, eine schöne Stadt (wiewohl nicht so schön, um den Beinamen der schönen zu rechtfertigen, den sie unter den Italiänischen Städten führt) mit 79,000 Einwohnern. Die größte Zierde von Florenz ist die großherzogliche Gallerie, welche zwar in Rücksicht auf den Gebalt der darin enthaltenen Kunstwerke von ähnlichen Sammlungen übertroffen wird, aber wegen der Menge derselben einzig ist. Unter den antiken Bildsäulen derselben sind vorzüglich die Mediceische Venus und die Gruppe der Niobe merkwürdig, welche letztere erst von dem verewigten Leopold aus einem schlechten Geräthezimmer im Pallast Pitta dahin und zwar in einen Saal gestellt worden, den man für den prächtigsten Saal in Europa hält. Unter den Gemählden zeichnen sich verschiedene Gemählde von Raphael, eine vortreffliche Madonna von Correggio, eine Venus von Titian, vorzüglich aber die mehr denn zweihundert Portraits der größten Mahler aus, welche alle von der eignen Hand der Mahler gemahlt sind. Der schöne Pallast Pitti, von Alberti nach den Grundsätzen und Mustern der Alten erbaut, ist die Wohnung der großherzoglichen Familie, und faßt vortreffliche Gemählde in sich, unter denen die Madonna della Seolia von Raphael, welches Gemählde die heilige Jungfrau mit ihrem Kinde sitzend vorstellt und etwa zwanzig Zoll groß ist, den ersten Platz verdient. Ferner ist die Domkirche wie auch die St. Marienkirche sehenswerth, in welcher letztern Michael Angelo und Galiläi begraben liegen. Uebrigens hat Florenz eine Universität, einige Akademien und einen Erzbischof.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 34.
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