Das Pastorale

[377] Das Pastorale (auch die Pastorelle), 1) ein Tonstück, das den Gesang der Hirten nachahmt, und folglich auch Anmuth, Zärtlichkeit und Einfalt zum Charakter hat. 2) nennt man auch Pastorale kleine Schäferopern, welche in dem Charakter des Hirtengedichts geschrieben sind, wobei sich die Musik der Einfalt, Naivetät und Unschuld befleißigen muß. Der Inhalt ist irgend eine Liebesangelegenheit aus der eingebildeten Schäferwelt, auch etwa aus der fabelhaften[377] goldnen Zeit. Die Erfindung dieser Schäferspiele schreibt man dem Italiäner Agostino Beccari zu, welcher wenigstens zuerst um 1550 zu Ferrara eine Scene der Art aufs Theater brachte, worauf der Amont von Tasso, und der Pastor fido von Guarini zu ihrer Zeit ebenfalls großes Aufsehen machten. 3) Auch ein kleines zum Tanzen eingerichtetes, der Musette ähnliches Tonstück, nur in gemäßigterer Bewegung, von zwei Zeiten (die Italiäner haben auch Pastorales von 6/8 Takt), heißt Pastorale.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 377-378.
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