Der Ramasan

[42] Der Ramasan, oder Ramadan, Ramädan, der neunte Monath der Türken, ist wegen des strengen Fastens dieser merkwürdig. Er tritt, da die Türken nach Mondenjahren rechnen, alle Jahre um eilf Tage früher ein, und fällt daher in einem Zeitraume von drei und dreißig Jahren auf alle Jahrszeiten. An jedem Tage dieses Monaths wird vom Aufgange bis zum Niedergange der Sonne gefastet, und häufiger und länger, als zu einer andern Zeit, gebetet. Diesem Fasten, welches mit dem Ramasan sich endigt, folgt ein religiöses Freudenfest, nehmlich das große Beyramfest, welches drei Tage dauert, in denen das gemeine Volk die niedrigsten Ausschweifungen begeht. Diese Feste, welche einige Aehnlichkeit mit den Carnevals und den Fasten der katholischen Christen haben, sind die wichtigsten Feste der Osmannen. Beide findet man auch bei den Marokkanern und andern Anhängern der Mahomedanischen Religion.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 42-43.
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