Solon

[316] Solon, einer der berühmtesten Gesetzgeber, und zugleich Einer der Sieben Weisen Griechenlands, ward zu Athen, oder vielmehr zu Salamin, ungefähr 639 vor Chr. Geb. geboren. Anfangs hatte er sich der Kaufmannschaft gewidmet, erwarb sich aber bei den Athenienfern hauptsächlich dadurch ein großes Ansehen, daß er die Insel Salamin auf ganz besondere Art wieder unter ihre Botmäßigkeit brachte. Da nehmlich die Athenienser, wegen der vielen so oft übel ausgefallenen Versuche, die Todesstrafe darauf gesetzt hatten, wenn jemahls Einer wieder zur Wiedereroberung jener Insel rathen würde, so stellte sich Solon wahnsinnig, und gab in diesem anscheinenden Wahnsinne die Rathschläge, durch welche sie nachher wirklich die Insel wieder erlangten. – Als er von einer großen Reise, die er durch ganz Griechenland gemacht hatte, zurückkam, wählte seine Vaterstadt, die unterdessen in bürgerliche Kriege verwickelt worden war, da ein Theil die Oligarchie, ein anderer die Demokratie eingeführt wissen wollte, ihn einstimmig zum Archonten – die königliche Würde, die man ihm mehrere Mahle antrug, schlug er aus. – Er hob vor allem die blutigen Gesetze des Draco (s. dies. Art.), mit Ausnahme derer gegen die Mörder, auf; er theilte das Volk in vier Zünfte, vermehrte das Ansehen und die Freiheit des Areopagus, erweiterte das Prytaneum, und verließ, nachdem er seine Gesetze – ein Denkmahl der weisesten Einrichtungen – bekannt gemacht hatte, Athen, indem er sich versprechen ließ, daß man seine Gesetze wenigstens hundert Jahre lang beobachten wollte. Er begab sich nun auf Reisen, und unter andern auch an den Hof des Crösus, dem er [316] beim Anblick der ungeheuern Pracht die große Wahrheit zurief: daß Niemand vor seinem Tode glücklich gepriesen werden könne (s. den Art. Crösus im 1. Th.); aber als er nach zehn Jahren zurück kam, fand er, leider! seine Vaterstadt wieder in den vorigen Zerrüttungen: Pisistratus hatte sich der Oberherrschaft bemächtigt. Er ging, trauernd über die Treulosigkeit des Tyrannen und die Feigheit der Athenienser, nach Cypern, wo er 559 vor Chr. Geb. starb.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 316-317.
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