Der Gladiator Spartacus

[327] Der Gladiator Spartacus war aus Thracien gebürtig, und wurde nach Capua, einer Stadt in Campanien im südlichen Italien, zu einem gewissen Lentulus, der mit Wettkämpfern einen beträchtlichen Handel trieb, als Sclave gebracht. Capua war überhaupt wegen der Fechtschulen berühmt, und lieferte ganze Schaaren solcher Unglücklichen nach Rom, um den dasigen Pöbel durch das barbarische und blutige Schauspiel der Wettkämpfe zu ergötzen. Die Gladiatoren in Capua, die der Tyrannei ihrer Herren überdrüßig waren, machten eine Verschwörung, wodurch sie sich ihrer schändlichen Bestimmung zu entziehen und in Freiheit zu setzen hofften; aber sie wurden verrathen, und nur Spartacus nebst acht und siebzig andern, größten Theils Thraciern und Galliern, kamen glücklich davon. Einige Wagen mit Rüstungen, die ihnen in die Hände fielen, verschafften ihnen Waffen, und ihr Wille war nun, unter der Anführung des Spartacus Italiens Gränzen zu verlassen. Allein sie wurden verfolgt, und entgingen nur durch die größte Tapferkeit der Gefahr, gefangen genommen oder niedergestoßen zu werden. Ihr Sieg vermehrte ihre Kühnheit und erwarb ihnen einen großen Ruf. Eine Menge unruhiger Einwohner in Campanien gesellte sich zu ihnen, und ihre Anzahl vermehrte sich in kurzem bis auf 70,000 Mann. Man sing an, in Rom Besorgnisse zu fühlen, und traf ernsthaft. Gegenanstalten; aber Spartacus schlug die Legionen von drei Römischen Feldherren, und machte sich immer furchtbarer. Schon hatte der Krieg einige Jahre gedauert, als endlich, im J. 683 nach R. Erb., 72 J. v. Chr. Geb., Marcus Crassus das Commando übernahm, und, nach einigen erlittenen Niederlagen, doch endlich das Heer des Spartacus [327] besiegte. Man kann aus dem hartnäckigen Widerstande, den dieser Anführer den Römern leistete, sehr leicht schließen, daß keine gemeine Sclavenseele in ihm wohnte. Vielleicht hätte er den Römern noch mehr zu schaffen gemacht, wenn nicht die Cabalen der Unterfeldherren und die Barbarei seines Heerhaufens seine Pläne vereitelt hätten. Er war edel und großmüthig, ein menschlicher Sieger und ein Feind aller Plünderungen und militairischen Excesse. Als er sah, daß keine Rettung mehr für ihn übrig war, stürzte er sich unter die Feinde, und kam nach vielen beigebrachten Wunden ums Leben.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 327-328.
Lizenz:
Faksimiles:
327 | 328
Kategorien: