Taucher

[75] Taucher sind, wie bekannt, Leute, die eine Zeit lang unterm Wasser bleiben und daselbst mehrere Verrichtungen vornehmen, besonders aber versunkenes Gut aus der Tiefe des Meers wieder heraushohlen können. Vermöge der Einrichtungen unsrer Lungen sind wir in der Regel nicht im Stande, lange unter dem Wasser zu bleiben, ohne Gefahr zu laufen, alsbald zu ersticken; daß aber durch Uebung, und wenn man sich von Jugend auf dazu gewöhnt, man eine gewisse Festigkeit darin erlangen könne, lehrt die Erfahrung sehr häufig. Bei den Alten waren schon solche Taucher bekannt; und eben so sind die Bewohner der Südsee-Inseln fast durchgängig sehr gute Taucher: doch scheint die längste Zeit, binnen welcher ein Mensch es unter dem Wasser aushalten kann, die von 7 Minuten zu sein. Kann es indessen dahin gebracht werden, daß der Mensch mit Luft zum Athmen hinlänglich versehen wird, so kann er auch ohne Gefahr länger ausdauern; und eben hierauf hat man denn nun die größte Sorgfalt gewendet. Dazu hat man die Taucherglocke erfunden, d. i. ein schweres glockenförmiges [75] Gefäß von Kupfer oder Messing, welches sich durch eigne Schwere ins Wasser niedersenkt; unten ist eine Tafel, worauf der Taucher steht, oder es sind auch am Rande des Gefäßes Querhölzer befestigt, auf welchen er sitzt. Der Taucher steht bis an den Gürtel oder gar bis an den Hals im Wasser, und sein Kopf und Hals befinden sich über dem Wasser in dem mit Luft angefüllten Raume der Glocke. – Der erste Versuch dieser Art wurde 1538 von zwei Griechen zu Toledo in Spanien in Gegenwart Kaiser Carls V. gemacht. 1687 machte ein Nordamerikaner, William Phipps, den Versuch bei einem reich beladenen an der Küste von Hispaniola versunkenen Spanischen Schiffe, wovon er nach vielen vergeblichen Bemühungen endlich doch an 300,000 Pfd. Sterl. Werths wieder heraufbrachte. Nach und nach sann man immer mehr auf die Vervollkommnung dieser Erfindung, und der Engländer Edmund Hallay machte noch wichtigere, wiewohl sehr kostbare, Versuche mit einer von Holz gefertigten und mit Blei überzogenen Glocke, an welcher oben ein gewölbtes Glas, um Licht einzulassen, und auch ein Hahn, um die durch das Athmen verdorbene Luft abzuführen, angebracht war; durch große hinabgelassene Schläuche versah man die Taucher mit frischer Luft etc. Eine einfachere, wohlfeilere Taucherglocke erfand ein Schwede, Martin Triewald. – Uebrigens werden bei der Perlenfischerei auch die, welche die Perlenmuscheln aus dem Meere heraushohlen, Taucher genannt.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 75-76.
Lizenz:
Faksimiles:
75 | 76
Kategorien: