Die Tiber

[169] Die Tiber (Tybris, Tyberis) ist jener bekannte Fluß in Italien, welcher auf dem Apenninischen Gebirge entspringt, das alte Etrurien von Umbrien trennt, dann durch Rom geht, und endlich unterhalb Rom bei Ostia ins Toscanische Meer fällt. Ob zwar gleich dieser Fluß (der anfangs den Namen Albula von seinem weißlichen Wasser führte) an sich selbst nur mittelmäßig ist, und nur erst durch mehrere aufgenommene Flüsse so viel Wasser erhält, daß er von der See an bis an Rom hinauf mit mäßigen Lastschiffen befahren werden kann; so hat er doch, weil er die ehemahlige Hauptstadt der Welt durchfließt, mit dieser zugleich seinen Ruhm erhalten, und ist besonders von den alten Römischen Dichtern deßwegen besungen worden. Auch hat er sich durch seine Ueberschwemmungen (deren Ursache der Sirocco, welcher das Wasser der Tiber so außerordentlich anschwellen soll, angegeben wird) den Römern furchtbar genug gemacht. Die schrecklichste Ueberschwemmung der Art war 1598 unter Papst Clemens VIII. – Er wird übrigens als ein alter bärtiger Flußgott, auf seiner Amphora gelehnt, in der linken Hand ein Ruder, in der rechten ein Füllhorn haltend, abgebildet; ihm zur Seite liegt eine Wölfin, an deren Brüsten zwei kleine Knaben saugen, in Beziehung auf Romulus und Remus, die Stifter des Römischen Reichs.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 169.
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