Das Violoncell

[333] Das Violoncell (auch der kleine Baß, die kleine Baß-Geige genannt) hat ganz die Aehnlichkeit von dem Basse, jedoch in verkleinertem Maßstabe, wird aber zwischen die Kniee genommen, und sitzend gespielt: daher es auch öfters unten eine Spindel oder Stachel hat, um auf dem Boden aufstehen zu können. Dieß allerdings für die Vervollkommnung eines Orchesters in der neuern Zeit so wichtige Saiten-Instrument – für dessen ersten Erfinder Tardieu zu Paris (ungef. 1708) gehalten wird, welcher es an die Stelle der vorher gebräuchlichen Viola di Gamba (Knie-Geige) setzte, anfangs es noch mit 5 Saiten bezog, nachher aber die obere (D) wegließ, und ihm die noch jetzt übliche Form gab – dient gleichsam zum Mittler zwischen den ganz feinen Discant- oder Alt-Tönen der Violine und Bratsche, und der Härte und Stärke des großen Basses. Es hat zwar, wie dieser, ebenfalls vier Saiten, hat auch in der Regel denselben, nehmlich den F-Schlüssel (die vier Saiten heißen von unten herauf: c, g, d, a,); allein es unterscheidet sich durch Feinheit, Delicatesse, durch die Geschmeidigkeit, mit welcher man die schwierigsten Solopartien darauf ausführen kann, in hohem Grade von jenem, und gleicht – angewendet auf die Vocal-Musik – der männlichen schönen Tenorstimme. Eben daher wird auch meistentheils dieses Instrument, sobald es nur etwas concertirend ist, im Tenorschlüssel, öfters auch im Violinschlüssel geschrieben. Wie groß die Wirkung ist, die dieses Instrument, von Virtuosen [333] vorgetragen, hervorzubringen vermag, davon zeugt – um von ältern Meistern, einem Düport, Janson, Mara u. a. m. zu schweigen – der treffliche, wahrhaft große Virtuos, Bernhard Romberg, dem wir in den Nachträgen einen besondern Artikel widmen werden.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 333-334.
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