Xerxes I

[447] Xerxes I. ein Sohn des Darius Hystaspis, bestieg im J. 486 vor Christi Geburt den Thron von Persien. Im Serail als ein Weichling erzogen, wußte er bloß nur die Königswürde zu repräsentiren, ohne wirklich König zu sein. Nach einjähriger großer Zurüstung eroberte er Egypten, und, übermüthig dadurch gemacht, rüstete er sich nun mehrere Jahre lang zu einem Kriege gegen Griechenland, und schloß, um die sämmtlichen Griechen in Europa zu unterjochen, ein Bündniß deßhalb mit den Charthaginensern, die von Sicilien aus Groß-Griechenland anfallen sollten. Im Jahre 480 v. Chr. Geb. begann der Feldzug: den Berg Athos ließ er durchgraben und einen Canal durch denselben führen; über den Hellespont wurden Brücken geschlagen, und als das Meer sie zertrümmerte, so ließ er es zur Strafe peitschen und die Baumeister hinrichten. Es wurden zwei neue Brücken erbaut: mit Aufgang der Sonne, die man mit Opfern und Gebeten begrüßte, begann der Zug, und dauerte 7 Tage und 7 Nächte. Xerxes soll von einer Anhöhe bei Abydus die Armee und die an der Küste stehende Flotte übersehen, anfangs in lauten Jubel ausgebrochen sein, zuletzt aber viele Thränen vergossen haben, beunruhigt durch den Gedanken, wie bald vielleicht keiner mehr von diesem Heere am Leben sein könnte! Seine Landmacht soll sich, die Sclaven und Weiber mit gerechnet, auf 5,200,000 Mann belaufen haben. Die Flotte bestand aus 1227 Kriegs- und 3000 Lastschiffen. Bei seinem Einmarsch in Griechenland widerstanden ihm bei Thermopylä, einem engen Passe, die bekannten 300 Spartaner unter Leonidas so heldenmüthig, [447] daß er sich nur durch Bestechung den Weg öffnen konnte. Er rückte jetzt nach Attika vor, verbrannte das verlaßne Athen, und lieferte am 23ten Septbr 480 (v. Chr. Geb.) bei Salamis mit 2000 Schiffen gegen 380 Griechische das zweite Seetreffen, nachdem das erste bei Artemisium nichts entschieden hatte. Xerxes ließ sich am Ufer des Meeres, umgeben von seiner ungeheuren Landarmee, einen Thron errichten, um dem Treffen zuzusehen, dessen Verlust ihn so aller Besinnung beraubte, daß er mit dem größten Theile der Landarmee eilig zurückfloh, und auf einem elenden Fischerkahne über den Hellespont nach Asien übersetzte. 300,000 Mann der besten Truppen ließ er unter der Anführung des Mardonius zurück, die aber bei Platäa 479 (v. Chr.) 25. September gänzlich geschlagen und aufgerieben wurden; an demselben Tage schlugen die Griechen auch seine Flotte bei Mycale. Der Krieg dauerte noch dreißig Jahre fort, wurde aber von den Persern bloß defensive geführt, die am Eurymedon 469 von Cimon an demselben Tage zu Wasser und zu Lande gänzlich geschlagen wurden. Xerxes, schon vorher ein Gegenstand allgemeiner Verachtung, überließ sich nun den niedrigsten Wollüsten und der empörendsten Grausamkeit; so wie er überhaupt nur das Spiel seines Serails war. Er wurde zuletzt vom Artabanus, dem Befehlshaber der Leibwache, 461 ermordet, und sein 3ter Sohn, Artarerxes I. (Longimanus) folgte ihm in der Regierung.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 447-448.
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