Erysichthon

[326] Erysichthon (Mythol.), ein Sohn des Königs Triopas von Thessalien, beging den Frevel, einen der Ceres geheiligten Hain umhauen zu wollen: er machte den Anfang mit einer schönen großen Eiche, die von einer Dryade bewohnt wurde, und unter deren Schatten die übrigen Dryaden ihre Tänze gewöhnlich anstellten. Trotz der Warnungen, die vorausgingen, trotz des Blutes der Nymphe, das beym ersten Hieb herausströmte, ließ er sich doch nicht zurückhalten, bis die Eiche fiel, und die geistige Bewohnerin derselben des Lebens beraubt wurde. Jetzt flüchteten die übrigen Dryaden zur Ceres, und flehten ihre Rache für diesen Frevel an. Die Göttin beorderte sogleich den scheußlichen Hunger, der nun den schlafenden Erysichthon sogleich mit seinen Flügeln umschattete, und ihm seinen giftigen Athem einhauchte; und von jetzt an wüthete ein nie zu stillender Hunger in seinen Eingeweiden. Bald verzehrte er sein ganzes Vermögen, und fraß zuletzt, da er keine Nahrung mehr sich anschaffen konnte, seine eignen Glieder, so weit er sie erlangen konnte, auf, und starb endlich in der schrecklichsten Verzweiflung.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 326.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: