Illyricum

[471] Illyricum ist der Name desjenigen Landes, welches die Illyrier, die eigentlich von den Thraciern abstammten, oder doch mit ihnen verwandt waren, bewohnten, das heißt: das ganze Küstenland an der Ostseite des adriatischen Meeres und die dazu gehörigen Inseln. In den ältesten Zeiten begriff man auch das westliche Macedonien mit darunter; allein seitdem Philipp diese Gegenden eroberte, wurden sie mit zu Macedonien gerechnet; und das eigentliche Illyricum, welches nur das Küstenland von der Ostseite des adriatischen Meeres bis zur Nordgränze von Macedonien begriff, theilte man in Japydia, Liburnia und Dalmatia. Es soll das heutige Arnaut, zwischen Durazzo und la Vallone sein (s. den Art. Albanien i. d. Nachtr.). Die alten Einwohner waren gute Seeleute und furchtbare Seeräuber. Mit den Römern geriethen sie sehr frühzeitig in Krieg, bis endlich die Römer siegten, und sie ein ansehnliches Stück Land bekamen, auch den Illyriern die Seeräuberei verboten. In der Folge und nach mehreren Befehdungen ward es endlich unter Germanicus und Tiberius eine förmliche römische Provinz, wurde dann immer mehr angebaut und zu einer der Hauptprovinzen des Reichs; ja es bekam nachher im vierten Jahrhundert eine weit größere Ausdehnung, und unter Constantin war Illyricum eine von den vier großen Provinzen, in welche er das Reich theilte, und wo es in das occidentalische (Dalmatien, Noricum, Pannonien und Savia umfassend) und das orientalische (Dacien, Mösien, Macedonien, Thracien etc.) unterschieden wurde. Bei der Theilung, welche Theodosius mit dem römischen Reiche vornahm, fiel Illyrien dem abendländischen Kaiserthume zu, bei welchem es bis an das Ende (476) blieb, und dann an die morgenländischen Kaiser von Constantinopel kam. Einige slavische Colonisten, aus Polen und Rußland kommend, die sich hier (550) niederließen, benutzten die [471] Schwäche des morgenländischen Kaiserthums, machten sich unabhängig, errichteten mehrere kleine Königreiche, wie Dalmatien und Croatien, bis 1020 das ganze Land wieder unter die griechischen Kaiser kam, von deren Herrschaft sie sich doch bald wieder losmachten; allein in der Folge zogen bald Venetianer, bald Hungarn einen Theil davon an sich, und 1270 bemächtigten sich die Hungarn desselben größtentheils bis ans schwarze Meer, welchen jedoch die Türken es wieder entrissen, und den Venetianern blieb nur noch ein Theil von Dalmatien, den Königen von Ungarn aber blos Slavonien und ein Theil von Croatien. Als endlich im J. 1797 Venedig durch den Frieden von Udine aus der Reihe selbstständiger Staaten verschwand, wurde das venetianische Dalmatien nebst Inseln an den König von Ungarn abgetreten und mit diesem vereint; das übrige behielt Frankreich. – Uebrigens war das Land sehr bergig und Anfangs ziemlich unangebaut; in der Folge gewann es freilich durch den Anbau sehr, und das liburnische Oel, auch Wein und Getreide waren sehr bekannt Es gewährte auch ansehnliche Gold- und Silberbergwerke, und vorzüglich die Berge ein trefliches Holz zum Schiffbau, wie denn auch die Illyrier sich als die geschicktesten Seeleute, nicht minder in Rücksicht ihrer leichten und schnellen Schiffe sehr auszeichneten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 471-472.
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