Magi

[6] Magi: diesen Namen legte man in den ältesten Zeiten den Persischen Weltweisen bei. Es war eigentlich ursprünglich ein Stamm der Meder, welchem die Ausübung der Religionsgebräuche und zugleich die Erhaltung wissenschaftlicher Kenntnisse überlassen war; im eingeschränktern Sinne wurde dann die Priesterkaste der Meder und Perser so genannt. Zoroaster (s. d. Art.) verbesserte, obgleich Anfangs unter großen Widersetzlichkeiten, ihre Lehrsätze, und organisirte ihre innere Einrichtung. Diese Priester nun, welche für Mittelspersonen zwischen Gott und den Menschen sich ausgebend, die Kenntniß der heil. Gebräuche inne hatten, die Opfer und Gebete verrichteten etc. hatten ein außerordentliches Ansehen und entscheidenden Einfluß auf öffentliche sowohl als Privat-Verhältnisse; umgaben den Fürsten und machten dessen Räthe. Merkwürdig ist die Grausamkeit, mit welcher sie, wenn sie etwa Ungerechtigkeiten begiengen, öfters bestraft wurden. Cambyses ließ z. B. einen Magier, der sich hatte bestechen lassen, hinrichten und seine Haut über denselben Stuhl spannen, auf welchem sein Sohn und Nachfolger als Richter saß. – Man kann sich leicht erklären, warum nun bei den Persern die gesammte Weisheit Magie genannt wurde, obgleich sie in der Folge in eine schlimmere Deutung ausartete (s. dies. Art. selbst). Auch machten diese Magier eine ganz eigne und gelehrte Gesellschaft aus, (in welche jedoch zu gelangen, nicht leicht war) von welcher auch die drei Magier (oder Weisen) herrührten, welche bei Christus Geburt erschienen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 6.
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