Scherbengericht

[69] Scherbengericht oder (griech.) Ostracismus nannte man in Athen eine Art von Gericht, durch welches Bürger, die ein allzu großes Ansehen erlangt hatten und dadurch leicht dem Staate in seiner bestehenden republikanischen Verfassung gefährlich werden konnten, auf zehn Jahre aus der Stadt verbannt werden konnten, ohne darum in ihrer Ehre verletzt zu werden. Sobald auf Beschluß des Volkes Jemand dem Ostracismus unterworfen wurde, schrieb jeder Bürger, welcher für die Verbannung stimmte, den Namen desselben auf eine Scherbe (griech. Ostrakon) und legte dieselbe an einen eigens dazu bestimmten Ort. Stimmten 6000 Bürger für die Verbannung, so war diese entschieden, andern Falles war der Angeklagte freigesprochen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 69.
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