Maria [2]

[130] Maria (hebr. Mirjam), die Mutter Jesu, in der Kirchensprache Unsere Liebe Frau (U. L. F.) oder Heilige Jungfrau (frz. Notre-Dame; ital. Madonna), gebar nach Matthäus und Lukas durch ein Wunder Jesum zu Bethlehem, floh mit ihm und ihrem Manne, dem Zimmermann Joseph von Nazareth, dem Pflegevater des Kindes, vor Herodes nach Ägypten und kehrte dann zurück nach Nazareth; nach der Kreuzigung Jesu blieb sie in Jerusalem (Apostelgesch. 1, 14). Die spätere Sage erzählt, daß sie 59 J. alt geworden und gen Himmel gefahren sei. Seit dem 4. Jahrh. ward ihre ewige Jungfrauschaft verteidigt, seit dem 5. Jahrh. wurde sie als Mutter Gottes oder Gottesgebärerin verehrt und vom Katholizismus des Mittelalters als Himmelskönigin und mächtigste Fürsprecherin bei Gott an die Spitze der Heiligen gestellt. [130] Man weihte ihr viele Feste (Marienfeste): Mariä Reinigung (Kirchgang zum Tempel, 2. Febr.; s. Lichtmesse), Mariä Verkündigung (25. März), Mariä Heimsuchung (Besuch bei Elisabeth, 2. Juli), Mariä Geburt (8. Sept.), Mariä Himmelfahrt (15. Aug.), Mariä Darstellung (s.d.). Seinen vorläufigen Abschluß erhielt der Marienkultus, der seit dem 12. Jahrh. auch die Gestalt eines ritterlichen Frauendienstes annahm und an dessen höchster Ausbildung die Kunst einen Hauptanteil hatte (s. Madonna nebst Tafel), durch das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariä (d.h., daß M. im ersten Augenblick ihres Daseins im Schoß ihrer Mutter Anna von jedem Makel der Erbsünde befreit worden sei), das nach langem Streit am 8. Dez. 1854 von Pius IX. verkündigt wurde. Als voller Abschluß wird von vielen kath.-kirchlichen Kreisen auch die Dogmatisation der leiblichen Himmelfahrt der M. erstrebt. (S. auch Mariä sieben Freuden und Mariä sieben Schmerzen.) Von den wundertätigen Marienbildern sind die berühmtesten in Loreto in Italien, in Czenstochau in Polen und in Altötting in Bayern. – Vgl. Hasenclever (1874), Schultz (1878), von Lehner (2. Aufl. 1886). – Andere M. im N. T.: M. von Bethanien, Schwester der Martha und des Lazarus; M. von Magdala (s. Magdalena); M., Weib des Kleophas, Mutter des jüngern Jakobus, vielleicht Schwester der Mutter Jesu; M., die Mutter des Markus.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 130-131.
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