Epikur

[453] Epikur, der Gründer des nach ihm benannten philosophischen Systems, lebte in der zweiten Hälfte des 4ten Jahrhunderts vor Christus zu Athen Im Gegensatze zu der Schule der Stoiker lehrte er, daß Glückseligkeit das höchste Ziel aller Weisheit sei, und fand sehr bald Anhänger, welche durch die angenehme Außenseite des Epikureismus angelockt, jener Lehre eingedenk lebten, allein dabei die einzige Bedingung jenes Wohlseins, die Mäßigkeit, vergaßen; und so nennt man noch heute diejenigen, die sich ein buntes Leben von Genüssen und Freuden nach Grundsätzen schaffen, und den Ernst des Daseins und der Bestimmung vergessend, keinen andern Lebenszweck, als den des sinnlichen Wohlbehagens anerkennen, Epikuräer. Der große Stifter dieser Schule zeigte durch seinen eigenen, musterhaft[453] strengen Wandel, wie wenig eine solche Ausartung seines Systems in dem Wesen desselben lag, und obwohl seine Lehre von dem Vorwurfe des Materialismus niemals ganz freizusprechen sein wird, so ist doch unter demselben keineswegs bloß eine rohe Sinnenbefriedigung zu verstehen. Der Epikureismus ist eine heitere Philosophie, deren Prinzipien auf die Erfahrung, auf die Einsicht einer allgemeinen Anwendbarkeit und auf die Nothwendigkeit eines minder abschreckenden Gewandes gestützt sind; die erhaben einfache, reine Moral des Christenthums hat kein System des Alterthums; also auch nicht das erwähnte erreichen können und die Leichtigkeit des Mißbrauchs ist wohl der einzige und erheblichste Mangel der Lehren Epikur's.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 453-454.
Lizenz:
Faksimiles:
453 | 454
Kategorien: