Spielkarten

[351] Spielkarten, kommen schon sehr früh, als elfenbeinerne und hölzerne Täfelchen bei den Indiern und Chinesen vor, und wurden erst später aus Pappe verfertigt. Die älteste europäische Karte ist die italienische, nach dem Spiele, was man früher vorzüglich damit spielte, auch Trapelierkarte genannt. Ihre 4 Farben werden bekanntlich durch Becher, Schwerdter, Pfennige und Stäbe bezeichnet, und sie ist auch die Grundlage der span. Tarokkarte (s. Tarok). Von hier verbreiteten sich die Karten nach Deutschland und Spanien, wo sie um 1330 vorkommen. Deßhalb ist es auch ein Mährchen, daß sie zur Zerstreuung Karl's VI., Königs von Frankreich, erfunden worden sein sollen. Unter der Regierung des nach ihm regierenden Königs Karl VII. wurden sie zuerst von dem Maler Gringonneur illuminirt. Die Figuren der Whistkarte sind reinhistorischen Ursprungs: Argine, der Name der Treffledame, ein Anagram von Regina (lat. Königin), stellte die Königin Maria von Anjou, Karl's VII. Gemahlin; die Carreaudame Rahel, Agnes Sorel; die Piquedame die Jungfrau von Orleans, und die Coeurdame unter dem Namen der Kaiserin Judith, Isabelle von Baiern, vor. Mit den 4 Königen bezeichnet man die 4 Fürsten David, Alexander, Cäsar und Karl der Große. Valet (Bube,) war ein niederer Grad, welcher zur Ritterwürde führte. Die 2 ersten Buben, Ogier und Lancelot, waren Paladine Karl's des Großen, Hector de Gelend und La Hire, die beiden andern, ausgezeichnete Generale unter Karl VII. Auch die Farben des Whistspiels beziehen sich auf die Kriegführung; denn mit coeur (Herz) wollte man den Muth, durch pique und carreaux die Waffen, und durch trèfle (Klee) die im Lager nöthigen Nahrungsmittel bezeichnen. Die Bilder der deutschen Spielkarten haben Einige aus der Lehnsverfassung der Deutschen ableiten wollen, andere beziehen die 4 Farben auf die 4 Stände. – Die auf den Aberglauben begründete Betrügerei[351] des Kartenschlagens wurde wahrscheinlich zuerst im Morgenlande von Zigeunern betrieben, welche diese Wahrsagekunst später auch nach Europa verpflanzten.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 351-352.
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