Scholastik

[297] Scholastik (von scholastikos, scholasticus): die mittelalterliche »Schulphilosophie«, deren Vertreter Scholastiker (»doctores scholastici«, zuerst ein Name für die Lehrer der »sieben freien Künste«, der Theologie, dann auch der Wissenschaft und Philosophie) heißen. Sie ißt die Philosophie im Dienste der Theologie, der Kirchenlehre (christliche, arabische, jüdische Scholastik). Mit Verwendung griechischer (Platonischer, besonders Aristotelischer) Philosophie erstrebt die Scholastik die Begründung und Befestigung einer Weltanschauung[297] im Sinne der Kirchenlehre. Von besonderer Bedeutung ist in der scholastischen Philosophie der Universalienstreit (s. d.). In der Frühscholastik (9. – 13. Jahrh.) ist zuerst der Einfluß des Neuplatonismus bedeutend (SCOTUS ERIUGENA u. a.. ANSELM, ABAELARD, PETRUS LOMBARDUS. AVICENNA, AVERROËS, MAIMONIDES u. a.). Die klassische Zeit der Scholastik (13. – 14. Jahrh.) zeigt die Herrschaft des Aristotelismus (ALEXANDER VON HALES, ALBERTUS MAGNUS, THOMAS AQUINAS, DUNS SCOTUS, WILHELM VON OCCAM u. a.). Die spätere Scholastik (14. – 16. Jahrh., und spätere Nachzügler) zählt SUAREZ, G. BIEL u. a. zu ihren Vertretern. Eine Neo-Scholastik tritt im 19. Jahrhundert auf (s. Thomismus). Außerdem sind die Philosophien mancher teilweise scholasticierend (BRENTANO u. a.). – Der Ausdruck scholastikos zuerst bei THEOPHRAST (Diog. L. V, 2, 37). scholastikon bion bei PLUTARCH (De Stoic. rep. 2, 3). Zur Geschichte der Scholastik vgl. STÖCKL, Gesch. d. Philos. d. Mittelalt. 1864. HAURÉAU, Philos. scolast. 1872/80. K. WERNER, Spät. Scholast.. V. EICKEN, Gesch. u. Syst. d. mittelalterl. Weltansch. 1887. Vgl. Scholastische Methode, Peripatetiker, Philosophie, Thomismus.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 297-298.
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