Cournot, Antoine

[108] Cournot, Antoine, 1807-77, Prof. in Lyon, dann Studien-Inspektor, Mathematiker und Philosoph.

Als Methodologe bedeutend, betont C. das »Zufällige«, die »Kontingenz« im Geschehen. Er vertritt einen logischen »Probabilismus«, der die Wahrscheinlichkeit als etwas Objektives auffaßt, insofern sie Ausdruck des Zufalls ist. Dieser besteht in der Kombination oder Zusammenkunft von Vorgängen, die unabhängigen Reihen des Geschehens angehören (Ess. I, 52). In Natur und Geschichte gibt es für uns, wenn auch im allgemeinen Ordnung, Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit vorherrschen, »kontingente« Vorgänge (»faits primordiaux, arbitraires et contingents«). Die Idee einer vernünftigen Ordnung ist ein Produkt der in der Welt herrschenden Ordnung selbst und verifiziert sich selbst (1. c. II, p. 1,3 ff., 384 f.). Die Naturgesetze gelten nur annähernd, mit höchster Wahrscheinlichkeit, die für den Physiker der Gewißheit gleichkommt, wenn sie es auch nicht logisch ist. Noch weniger gibt es in der Geschichte feste Gesetze, hier spielen der Zufall und die Individuen eine große Rolle, so aber daß die Vernunft sich in ihr zu realisieren strebt.

SCHRIFTEN: Exposition de la théorie des chances et des probabilités, 1843. – Essai sur les fondements de nos connaissances. 1851. – Des méthodes dans les sciences[108] de raisonnement, 1865. – Considérations sur la marche des idées et des événements dans les temps modernes, 1872. – Matérialisme, vitalisme, rationalisme, 1815. – Vgl. Revue de Métaphys. et de Morale, Mai 1905.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 108-109.
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