Gorgias aus Leontini

[210] Gorgias aus Leontini (Sizilien), geb. um 380 v. Chr., kam 427 nach Athen, war Lehrer der Beredsamkeit und Sophist, gest. um 375 v. Chr. In der Naturphilosophie ist er von Empedokles beeinflußt, sonst von den Eleaten. Von seiner Schrift: Peri tou mê ontos ê peri physeôs finden sich Fragmente bei Sextus Empiricus (Adv. Mathem. VII).

Nach G.s erkenntnistheoretischem (dialektischem) »Nihilismus« ist nichts (ouk estin), gibt es kein Seiendes; denn es kann ein solches weder geworden noch ewig (unendlich) sein (das Unendliche ist weder in sich selber noch in einem anderen). Wäre aber auch etwas, so wäre es unerkennbar und undenkbar (agnôston kai anepinoêton), denn dann müßte das Gedachte sein und das Nichtseiende nicht einmal gedacht werden können. Gäbe es aber auch eine Erkenntnis, so wäre sie nicht mitteilbar, da die Worte Zeichen sind, die von dem Bezeichneten verschieden sind.

Vgl. DIELS, Fragmente der Vorsokratiker II. – H. E. FOSS, De G. Leontino, 1828. – DIELS, G. und Empedokles, Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, 1884, I. – Vgl. auch den Platonischen Dialog »Gorgias«.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 210.
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