Hugo von Sanct Victor

[280] Hugo von Sanct Victor, geb. 1096, Abt des Klosters von. St. Victor (Paris), gest. 1141.

H. gehört zu den orthodoxen Mystikern, welche gegenüber der dialektischen Methode der Scholastik die geistige Schauung höchster Wahrheiten und Wirklichkeiten betonen, wobei aber die kirchliche Lehre das Kriterium der Wahrheit des Schauens abgibt. Gott ist über alles Sein erhaben und schließt es in sich ein. Gott ist dreieinig, Vernunft, Weisheit und Liebe. Der Mensch ist dazu bestimmt, an der Seligkeit Gottes Anteil zu nehmen. Zur inneren Schauung Gottes erhebt sich der Geist über die Stufen des Denkens (cogitatio) und Nachdenkens (meditatio) zu der der Kontemplation (seitens der »intelligentia«) und Ekstase. Die Seele ist eine immaterielle belebende Substanz »anima substantia est vivificans... minime vero corporea«. Die Lebenskraft[280] (»vis vitalis«) hat ihren Sitz im Herzen, die Vorstellungskraft (»vis animalis«) im Gehirn. Vgl. Richard von St. Victor.

SCHRIFTEN: De arca Noë mystica. – De arrha mundi. – Eruditio didascalica. – De sacramentis (Hauptwerk), u. a. – Opera, 1524, 1588, 1648 und bei Migne, Patrolog. Bd. 175-177. – Vgl. HAURÉAU, Notices et extraits, 1890-93. – A. LIEBNER, H. von St. V., 1832. – J. KILGENSTEIN, Die Gotteslehre des H. v. St. V. 1897.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 280-281.
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