Mill, James

[472] Mill, James, geb. 1773 in einem schottischen Dorfe, studierte in Edinburg Theologie, ging dann nach London, wo er unterrichtete und schriftstellerisch tätig war; nach Erscheinen seiner »History of British India« (1818) wurde er (1819) bei der Regierung der ostindischen Kompagnie (India House in London) angestellt. Er starb 1836.

M., der an Hartley und Hume, zum Teil auch an Reid und Th. Brown anknüpft, gehört zu den Hauptvertretern der englischen Assoziationspsychologie. Das Seelische besteht nach M. aus Elementen, denen die Eigenschaft zukommt, sich miteinander zu komplexen, aber oft – bei Verschmelzungen – einfach erscheinenden Gebilden zu vereinigen. Die Assoziation ist der Grundprozeß des psychischen Geschehens. Es besteht ein Gesetz der untrennbaren Verbindung (»law of inseparable association«) oder der Häufigkeit (»law of frequency«). Assoziationsfaktoren sind die Lebhaftigkeit der Eindrücke, die Häufigkeit der Wiederholung und das Interesse. Aus der Berührungsassoziation sind alle anderen Arten der Assoziation zu erklären. Auf Assoziation beruht alles Denken und Wollen, letzteres auf der Assoziation einer Handlung mit einem Lustgefühl. Auch der Begriff der Kausalität beruht auf Assoziation, auf regelmäßiger Sukzession von Vorstellungen. In ethischer Hinsicht schließt sich M. dem Utilitarismus Benthams an.

SCHRIFTEN: Elements of Political Economy, 1821. – Analysis of the Phenomena of the Human Mind, 1829, 1869, 1878 (hrsg. von J. St. Mill). – A Fragment on Mackintosh, 1835. – The Principles of Toleration, 1837. – Vgl. A. BAIN, J. Mill, 2. ed. 1887.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 472.
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