Schubert-Soldern, Richard von

[659] Schubert-Soldern, Richard von, geb. 1852 in Prag, früher a. o. Professor in Leipzig, jetzt Gymnasialprofessor in Görz.

S. steht auf dem Boden der Immanenzphilosophie, die er im Sinne eines erkenntnistheoretischen (aber nicht praktischen) modifizierten »Solipsismus« formuliert. Der Solipsismus ist theoretisch unwiderlegbar, da auch jedes fremdes Ich nur als mein Bewußtseinsinhalt gegeben ist. Das Ich ist der Zusammenhang aller Bewußtseinsinhalte, aus dessen Gesamtzusammhang wir nicht heraus können; mein Ich im engeren Sinne ist aber nur ein Teil dieses Zusammenhanges.[659] Das Ich ist die kontinuierliche, zeitlich einheitliche Entwicklung von Erlebnissen, gebunden an einen Leib; zum Ich steht alles in Beziehung. Sein, Dasein ist identisch mit Bewußtsein, Inhalt eines solchen sein. Die Objekte sind Teile des vorstellenden Ichs. Das Ding besteht nicht außerhalb aller Denkbeziehungen, sondern »nur aus Wahrnehmungs- und Vorstellungsbeziehungen, die in einem empirischen Subjekt zur Einheit, verbunden sind«. Sittlich ist das altruistische Verhalten.

SCHRIFTEN: Über Transzendenz des Objekts und Subjekts, 1882. – Grundlagen einer Erkenntnistheorie, 1887. – Reproduktion, Gefühl und Wille, 1887. – Grundlagen zu einer Ethik, 1887. – Über den Begriff der allgemeinen Bildung, 1896. – Das menschliche Glück und die soziale Frage, 1896. – Die menschliche Erziehung, 1905. – Der Gegenstand der Psychologie, Vierteljahrsschrift f. wissensch. Philos., 1884. – Ursprung u, Elemente der Empfindung, Zeitschr. f. imman. Philos. I, 1896. – Weitere Aufsätze: Über Erkenntnis a priori und a posteriori, 1883. – Der Begriff des Seins, 1892. – Erkenntnistheoret. Betrachtung der Elemente der Gesellschaft, des Staates u. der Geschichte. Arch. f. Sozialwiss., 1904, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 659-660.
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