Schubert

[443] Schubert, 1) Friedrich Theodor von S., geb. 1758 in Helmstedt, wurde 1783 Kreisrevisor zu Hapsal in Esthland u. 1785 Geograph der Akademie der Wissenschaften in Petersburg, wo er den durch eine Feuersbrunst beschädigten Gottorpschen Globus wieder herstellte, seit 1788 den Kalender der Akademie, so wie den Petersburger deutschen Kalender u. seit 1810 die Deutsche politische Zeitung redigirte; 1799 wurde er Inspector der Bibliothek u. des Medaillencabinets u. 1804 der Sternwarte der Akademie u. entwarf den Plan zur Anlegung einer Sternwarte zu Nikolajew; 1805 wurde er der russischen Gesandtschaft nach China als Chef der wissenschaftlichen Abtheilung beigegeben, 1813 Mitglied des Admiralitätscollegiums u. sorgte bes. für den Entwurf zu den Instructionen für die nautischen Expeditionen, auch gab er für die Marineoffiziere jährlich einen Seekalender heraus. Er starb 1825 als wirklicher Staatsrath in Petersburg u. schr.: Populäre Astronomie, Petersb. 1808–10, 3 Thle.; Theoretische Astronomie, ebd. 1798, 3 Bde., 2. Ausg. franz., ebd. 1824; Astronomische Bestimmung der Längen u. Breiten, Petersb. 1806; Geschichte der Astronomie, ebd. 1804; Vermischte Schriften, Tüb. 1823–26, 4 Bde. 2) Gotthilf Heinrich von S., geb. 26. April 1780 zu Hohnstein im Schönburgschen, studirte seit 1799 in Leipzig Theologie, seit 1800 ebenda u. 1801–3 in Jena Medicin u. Philosophie nach Schelling, wurde 1803 praktischer Arzt in Altenburg, 1805 in Freiberg, wo er bei Werner Mineralogie u. Geognosie studirte, u. 1806 in Dresden, wo er Vorlesungen über Naturwissenschaften hielt; 1809 wurde er Director des Realinstituts in Nürnberg, 1816 Erzieher der Kinder des Erbgroßherzogs von Mecklenburg-Schwerin zu Ludwigslust (unter ihnen der Prinzessin Helene, der nachmaligen Herzogin von Orleans), 1819 Professor der Naturwissenschaften in Erlangen u. 1827 in München, wo er zum Geheimrath ernannt u. nobilitirt wurde; 1836 u. 1837 machte er eine Reise nach Ägypten, Palästina u. Griechenland, wurde im Sept. 1853 in definitiven Ruhestand versetzt u.st. 1. Juli 1860 auf dem, seinem Enkel gehörigen Gute Laufzorn bei München. Er schr.: Ahndungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens, Lpz. 1806 f., 2 Thle.; Über die Größenverhältnisse u. Excentricitäten der Weltkörper-Dresd. 1808; Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften, ebd. 1808, 4. Aufl. ebd. 1840; Die Urwelt u. die Fixsterne, ebd. 1823, 2. Aufl. 1839; Die Symbolik des Traums, Bamb. 1814, 4. A. von Friedrich Heinrich Ranke (des Verfassers Schwiegersohn), Lpz. 1862; Altes u. Neues aus dem Gebiete der inneren Seelenkunde, Lpz. u. Erl. 1817–44, 5 Bde. 2. A.,[443] 1. Bd. ebd. 1824, 2.–4. Bd. 1828.–41; Handbuch der Naturgeschichte (Mineralogie, Geognosie u. Vergdaukunde), Nürnb. 1813 ff., 5 Thle.; Lehrbuch der Naturgeschichte für Schulen, Erl. 1823, 18. A. Frankf. 1856; Wanderbüchlein eines reisenden Gelehrten durch Salzburg u. die Lombardei, Erl. 1823, 2. Aufl. ebd. 1834; Züge aus dem Leben des Pfarrers Oberlin, Nürnb. 1826, 4. A. Münch. 1832; Allgemeine Naturgeschichte, Erl. 1826, 2. Aufl als die Geschichte der Natur, ebd. 1835–37, 3 Bde., 3. A. 1853; Reise durch das südliche Frankreich u. Italien, ebd. 1827–31, 2 Bde.; Die Geschichte der Seele, Tüb. 1830, 2. Aufl. 1833, 2 Bde; Reise in das Morgenland, Erl. 1838–39, 3 Bde.; Erzählungen, ebd. 1840–41, 2 Bde.; Die Krankheiten u. Störungen der menschlichen Seele, Stuttg. 1845; Das Weltgebäude, Erl. 1852; Erwerb aus einem vergangenen u. die Erwartungen von einem zukünftigen Leben (Selbstbiographie), ebd. 1853 ff., 3 Bde.; Erinnerungen aus dem Leben der Herzogin Helene von Orleans, Münch. 1859, 7. A. ebd. 1862; mehre Biographien, einzelne Erzählungen etc. 3) Friedrich Wilhelm von S., geb. 1788 in Greifswald; wurde 1811 Privatdocent, 1812 Adjunct u. 1813 Professor der Theologie daselbst; er schr.: Schwedens Kirchenverfassung u. Unterrichtswesen, Greifsw. 1820, 2 Bde., Reise durch Schweden, Norwegen, Lappland, Finnland u. Ingermanland in den Jahren 1817, 1818 u. 1820, Lpz. 1824, 3 Bde. 4) Friedrich von S., in Deutschland geboren, war bereits 1805 Mitglied der Petersburger Akademie, nahm von dieser Zeit an umfassende Arbeiten zur Bestimmung der geographischen Lage vieler Orte des Russischen Reiches vor u. stellte u.a. bei seinen physischen Beobachtungen zwei Linien in Sibirien fest, auf denen keine Abweichung der Magnetnadel stattfand. 1833 veranstaltete er chronometrische Messungen an der Küste der Ostsee u. erwarb sich dann große Verdienste durch Anfertigung von Karten, unter denen die von Livland in 6 Blättern, der Plan von Moskau, Moskau 1840, u. die Specialkarte des westlichen Theiles des Russischen Reiches, Moskau 1846, die vorzüglichsten sind. 5) Ferdinand, geb. in Wien 1794, widmete sich frühzeitig der Musik, wurde 1810 Schulgehülfe am Waisenhaus, 1816 wirklicher Lehrer, 1820 Chorregent im Pfarrbezirk Altlerchenfeld, 1824 Professor an der Normalhauptschule zu St. Anna u.st. 26. Februar 1859 als Hauptschuldirector in Wien; er componirte Mehres für die Kirche u. fürs Theater, Lieder u.a. u. verfaßte auch pädagogische Schriften. 6) Franz, Bruder des Vorigen, geb. 31. Jan. 1797 in der Wiener Vorstadt Himmelpfortgrund, Schüler Salieri's, war seit 1808 unter den Knaben der Hofkapelle, widmete sich bes. dem Pianospiel u. dem der Bogeninstrumente, leitete bald die Orchesterübungen u. bildete sich zum fruchtbaren Componisten aus, nahm Beethoven zum Vorbilde u. componirte den bekannten Sehnsuchtswalzer, Lieder (gegen 400, darunter der Erlkönig) Symphonien, Trios u. Quintetten, Orchesterphantasien, Märsche u. Polonaisen, 8 Opern (darunter Rosamunde, Alfonso, Estrella, Fierabras), Cantaten (z.B. Mirjams Lobgesang), 5 große Missen (bes. die in Es); er st. am 19. März 1828 in Wien. 7) Friedrich Wilhelm, geb. 20. Mai 1799 in Königsberg, machte 1815 als freiwilliger Jäger den Zug gegen Frankreich mit, studirte dann 1816 in Königsberg Geschichte, wurde 1820 Privatdocentdaselbst u. 1823 Professor der Geschichte u. Staatswissenschaft, ging als solcher 1824 nach Berlin, kehrte aber schon 1826 nach Königsberg zurück; 1848 wurde er zur Nationalversammlung nach Frankfurt gewählt, wo er zur sogenannten Casinofraction gehörte, war 1850 Mitglied des Unionsparlaments in Erfurt u. seit 1852 der preußischen zweiten Kammer. Er schr.: Preußens erstes politisches Auftreten, Königsb. 1823; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, Königsb. 1831; Das Krönungsfest der preußischen Monarchie, ebd. 1832; Historische u. literarische Abhandlungen der Deutschen Gesellschaft, Königsb. 1830–37, 4 Bde.; Handbuch der allgemeinen Staatskunde von Europa, Königsb. 1835–48, 2 Bde. in 7 Thln.; Sammlung der Verfassungsurkunden u. Grundgesetze der Staaten Europas u. der Nordamerikanischen Freistaaten, ebd. 1840 ff., 2 Bde.; gab mit Rosenkranz Kants Werke heraus, Lpz. 1838 ff., 12 Bde, in deren 11. Bd. er Kants Biographie schrieb. 8) Franz, geb. 1808 in Dresden, bildete sich hier u. in Paris bes. unter Cafort zum Violinvirtuosen u. wurde erster Violinist in der Hofkapelle seiner Vaterstadt u. Concertmeister. 9) Maschinka, Tochter des Kapellmeisters G. A. Schneider (s.d. 5) in Berlin u. Gattin des Vorigen, geb. 1815 in Reval, betrat schon als Kind in Alceste die Bühne, studirte 1831 in Paris die Gesangskunst bei Bordogni, ging später nach London, debutirte hier bei der Großen Oper, kam 1834 nach Berlin zurück u. wurde in Dresden engagirt, wo sie bes. im Fache der Soubretten u. munteren Rollen Liebling des Publikums war. 10) s. Schubart.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 443-444.
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