Polonaise

[310] Polonaise (franz., spr. Polonähs, ital. Polacca), Nationaltanz der Polen, jetzt in ganz Europa verbreitet. Die Musik besteht aus zwei Theilen im 3/4 Tact, jeder von 8–12 Tacten, welche im vollen Tact od. auf dem Niederschlag anfängt, u. wovon der letzte in der Grundtonart schließt. Darauf folgt gewöhnlich ein Trio auf der Dominante od. der verwandten Molltonart, worauf die ersten beiden Theile wiederholt werden. Die Bewegung überhaupt[310] ist etwas langsamer als bei der Mennet, u. der Rhythmus hat das Eigenthümliche, daß seine drei Viertel fast gleich gute Tactzeit haben u. die Absätze, Einschnitte u. Cadenzen sämmtlich auf das zweite u. dritte Viertel fallen. Der Tanz selbst besteht mehr in graziösem Gange, Wendungen der Tänzer, als in eigenen Pas, u. wird durch den Vortänzer angegeben, nach welchem sich alle andere Tanzenden richten. Die Tänzer treten dazu paarweise an u. durchschreiten hinter einander den Saal in verschiedenen Verschlingungen. Die Polen u. die vornehme Welt tanzen die eigentliche P. sehr einfach mit wenig Touren u. eigentlich nur im Saal einherschreitend. Es gibt auch P-n, welche nicht für den Tanz bestimmt sind u. als Zwischensätze in Sonaten, Entreacts, Opern etc. vorkommen, wobei man sich nicht so streng an die herkömmliche Form bindet. Diese werden gewöhnlich à la Polacca (nach Art der P.) überschrieben. Die besten Compositionen zu P-n lieferten die Polen selbst, wie z.B. Oginski (s.d.), dessen P. u. die sogenannte Kosciusko-P. (Auf zur Rach', ihr Brüder) sehr berühmt sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 310-311.
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