Dresden [1]

[333] Dresden, 1) Kreisdirectionsbezirk od. Kreis des Königreichs Sachsen, gebildet aus dem ehemaligen M eißner Kreise (mit Ausschluß des halben Amtes Stolpen) u. den Ämtern Altenberg, Frauenstein u. Freiberg des vormaligen Erzgebirgischen Kreises, 78 QM. umfassend, zählt in 34 Städten, 20 Marktflecken u. 935 Dörfern 535,531 Einw., worunter 525,202 Protestanten; südlich an Böhmen u. nördlich an den preußischen Regierungsbezirk Merseburg grenzend; Gebirge: das Elbsandsteingebirge (s.d.) u. der östliche Theil des Erzgebirges (höchster Berg der Lugstein bei Zinnwald); Flüsse: die Elbe, Röder, Freiberger Mulde, Bobritsch, Flöhe, Weißeritz, Müglitz etc.; Producte: Getreide (bes. in der Lommatzscher Pflege), Obst, viel Wein (sogenannten Meißner), Flachs, Zuchtvieh, bes. veredelte Schafe, Sandstein (Pirnaischer); Gewerbe: Tuchfabrikation, Weberei, Gerberei, (meißner) Porzellanfabrik, Holzdrechselei, Strohhutflechterei, Elbschifffahrt, wichtiger Bergbau auf Silber, Zinn, Eisen u. Steinkohlen, mehrere Eisenhütten; Eintheilung in 4 Amtshauptmannschaften (Dresden, Meißen, Pirna u. Freiberg) u. nächstdem in das Bezirksgericht Dresden mit den Gerichtsämtern Dresden, Radeberg, Radeburg, Moritzburg, Schönfeld, Dippoldiswalde, Döhlen, Tharandt u. Wilsdruf; in das Bezirksgericht Meißen mit den Gerichtsämtern Meißen, Großenhain, Nossen, Lommatzsch u. Riesa; in das Bezirksgericht Pirna mit den Gerichtsämtern Pirna, Stolpen, Neustadt, Hohnstein, Sebnitz, Schandau, Königstein, Gottleuba, Bärenstein u. Altenberg; in das Bezirksgericht Freiberg mit den Gerichtsämtern Freiberg, Brand, Frauenstein u. Sayda. 2) Bezirksgericht u. Gerichtsamt (s. oben) mit 138,518 Einw. in 1 Stadt u. 85 Dörfern. 3) Hauptstadt darin u. zugleich des Königreichs Sachsen, 340 Fuß über dem Meere, in dem reizenden Thale der Elbe, in welche hier links die Weißeritz (s.d.) u. rechts der Prießnitzbach mündet; theilt sich in die Altstadt u. die seit 1670 entstandene, durch die Weißeritz von der Altstadt geschiedene Friedrichsstadt, beide am linken Elbufer, ferner in die am rechten Elbufer gelegene Neustadt u. die nordöstlich daran stoßende Antonsstadt, vor 1834 Neuer Anbau genannt, u. hauptsächlich seit 1814 nach dem Abbruch der Festungswerke entstanden, obwohl sich hier schon seit 1730 viel Landhäuser mit Gärten befanden; hierzu kommen die mit der Altstadt unmittelbar zusammenhängenden großen Vorstädte, als die Wilsdruffer, See- u. Pirnaische Vorstadt, welche meist breite, schöne Straßen u. 7 (äußere) Thore od. Schläge haben, ingleichen auf dem rechten Elbufer die nordwestlich von Antonstadt gelegenen Scheunenhöfe u. das etwas westlicher gelegene Stadt-Neudorf. Alt- u. Neustadt werden durch 2 steinerne Elbbrücken verbunden, als die 1380 Fuß lange u. 40 Fuß breite Augustusbrücke mit 16 Bogen, u. die neue 736 Fuß lange 1852 eröffnete Marien- od. Eisenbahnbrücke mit 6 Bogen. Erstere, im 13. Jahrh erbaut, 1344 erneuert u. 1547 u. 1737 um 7 Pfeiler verkürzt, erhielt ihre jetzige Gestalt mit Eisengeländer u. Granittrottoirs 1727–31 u. wurde, nachdem am 10. März 1813 auf Befehl Napoleons 2 Bogen gesprengt worden waren, 1814 wieder hergestellt; auch am 31. März 1845 stürzte wieder ein Pfeiler ein. Auch über die Weißeritz führt eine steinerne Brücke. Von den 21 öffentlichen Plätzen u. 249 Straßen Dresdens, welche seit 1828 mit Gas beleuchtet werden, gut gepflastert u. meist mit Trottoirs versehen sind, sind die schönsten der Altmarkt, Neumarkt, Schloßplatz, Theaterplatz, Antonsplatz, Palaisplatz, die Moritzstraße, Schloßgasse, Prager Straße, Hauptstraße in Neustadt etc.; hierzu kommen die fast die ganze Altstadt nebst dem Zwinger umgebenden Promenaden od. Alleen, in welche die alten Festungswerke verwandelt worden sind, nebst den Anlagen in der Neustadt. Seinen Wasserbedarf erhält D. meist aus der Weißeritz durch sandsteinerne Röhrfahrten, wozu noch 2, seit 1832 gebohrte Artesische Brunnen (als einer auf dem Antonsplatz der Altstadt u. einer in der Antonstadt) u. der gothische Gutschmidtsbrunnen (seit 1843) kommen. D. ist die Residenz des Königs von Sachsen u. Sitz der obersten Landesbehörden (der 6 Ministerien, welche zusammen das Gesammtministerium bilden, des Oberappellationsgerichts, des Staatsgerichtshofs, der Landesconsistorien, des Ober- u. Stabskriegsgerichts, des Statistischen Bureaus, der Landrentenbank etc.), Kreisdirection u. des Appellationsgerichts; ferner sind hier 1 Amtshauptmannschaft, 1 Bezirks- (zugleich Stadt-) Gericht, 1 Gerichtsamt, 1 Hauptsteueramt, ein aus 3 Bürgermeistern u. 16 Stadträthen bestehender Stadtrath, 1 königliche Polizeidirection, 2 Superintendenturen u. eine unter einem Gouverneur stehende Garnison, welche aus 3 Infanteriebrigaden, dem Gardereiterregiment u. dem Artilleriecorps besteht. Von den 21 Kirchen u. Kapellen sind zu bemerken: die katholische Hofkirche neben dem königlichen Schlosse, 1739–51 von Gaetano Chiaveri im Renaissancesivi gebaut, Altarbild von Mengs, Silbermannscher Orgel, der königlichen Gruft u. 302 Fuß hohem Thurm; die Frauenkirche am Neumarkt, im 11. Jahrh. gegründet u. 1726–45 durch Bähr im Styl der Peterskirche zu Rom neu erbaut, mit großer Silbermannscher Orgel u. bombenfester, 326 Fuß hoher Kuppel; die Kreuzkirche, mehrmals durch Feuer zerstört u. nach dem Bombardement D-s 1764–85 neu erbaut, mit 305 Fuß hohem Thurm; die Sophienkirche od. Evangelische Hofkirche, 1351 als Klosterkirche gegründet u. 1600 erneuert, ebenfalls mit Silbermannscher Orgel die 1769 neu erbaute u. seit 1823 mit Thurm versehene Annenkirche; die 1739 neu erbaute u. seit 1857 mit Thurm versehene (evangelische) Neustädter Kirche; die 1763 erbaute reformirte Kirche u. die 1838–40 im orientalischen Style erbaute jüdische Synagoge; eine zweite im romanischen Style erbaute katholische Kirche (Franciscuskirche) erhielt D. 1855 in der Neustadt. Von den Friedhöfen ist nennenswerth der Katholische in Friedrichsstadt u. der Neustädter bei den Scheunenhöfen, letzter mit dem bekannten, 1534 für Herzog Georg gefertigten u. 1701 vom königlichen Schlosse hierher versetzten Todtentanz, bestehend aus 27 sandsteinernen Figuren in Basrelief. Das Königliche Schloß hat 1534–37 Herzog Georg erbaut u. 1701 August II. erweitert, nachdem 1692 der 353 Fuß hohe Thurm[333] (der höchste Sachsens) errichtet worden; es ist zum Theil 4 Stockwerk hoch u. enthält, nächst den königlichen Wohnzimmern, 1 Kapelle mit kostbaren Gemälden, alterthümliche Säle (worunter der Thronsaal mit Frescogemälden von Bendemann) u. das sogenannte Grüne Gewölbe, welches in 8 Zimmern einen ungeheuern Schatz an Juwelen, Gold- u. Silbergefäßen, künstlichen Arbeiten von Elfenbein etc. u. andern werthvollen Curiositäten enthält. An das Schloß stoßen das Ballhaus mit dem Hauptstaatsarchiv u. das alte Stallgebäude mit der Gewehrgallerie, u. neben dem Schlosse liegt das sogenannte Prinzenpalais am Taschenberge, jetzt Wohnung der Prinzessin Marie Amalie. Neben letzterem befindet sich der 1711 im grotesken Styl erbaute u. ursprünglich zum Vorhof eines neuen Schlosses bestimmt gewesene, beim Aufstand 1849 zum Theil niedergebrannte, jetzt aber wieder hergestellte Zwinger, welcher mit seines, durch lange einstöckige Galerien verbundenen 6 Pavillons auf 3 Seiten einen, mit Orangerie, dem Denkmal Friedrich Augusts (s.d.) u. 4 Springbrunnen verzierten großen Hof umfaßt u. das Historische Museum (eine reiche Sammlung von Waffen, Geräthen u. and. merkwürdigen Gegenständen aus dem Alterthum), das Naturhistorische Museum od. Naturaliencabinet, die Sammlung mathematischer u. physikalischer Instrumente u. die Modellkammer enthält; die vierte (nordöstliche) Seite des Zwingerhofs aber schließt das 1846–55 nach Sempers Plan erbaute Museum, welches die berühmte Gemäldegallerie, die vorzüglichste Deutschlands u. vielleicht Europas (gegen 2000 Stück, ausgezeichnet durch die Madonna di San Sisto von Rafael u. andere Gemälde dieses Meisters, eine vollständige Suite von Gemälden Correggios, bes. dessen Nacht, durch mehrere Werke Titians, C. Dolces u. anderer italienischer Meister, sowie eine Menge Meisterwerke der niederländischen Schule), das Kupferstichcabinet von 350,000 Blättern u. die Sammlung der Mengsschen Gypsabgüsse enthält. Vor dem Museum steht das 1837–41 nach Sempers Entwurf erbaute u. 1800 Personen fassende Theater, u. an der Elbbrücke führt eine grandiose 1814 erbaute Freitreppe auf die durch ihre reizende Aussicht berühmte Brühlsche Terrasse, auf welcher sich die Unterrichtssäle für die Kunstakademie, der zu Ausstellungen von Kunstwerken benutzte Doublettensaal u. die Restaurationen des Belvedere u. des Café Reale befinden. In der Neustadt, wo sich auch das Gouvernements- od. Blockhaus, das Cadettenhaus (Kriegsschule), die Kasernen u. die Bahnhöfe der Leipziger u. Schlesischen Eisenbahn befinden, liegt das 1715 vom Feldmarschall Graf Flemming erbaute, 1717 aber von König August I. erworbene u. erweiterte Japanische Palais, welches seit 1786 nächst der königlichen Porzellan-, Antiken- u. Münzsammlung, die königliche Bibliothek (300, 000 Bde., 3000 Handschriften, 182,000 Dissertationen u. kleinere Schriften, 2000 Incunablen u. 20,000 Landkarten) enthält. Merkwürdige Gebäude der Altstadt sind noch das 1737 vom Grafen Brühl erbaute Brühlsche Palais (seit 1855 Wittwensitz der Königin Marie), das 1559 erbaute u. 1740 vergrößerte Zeughaus mit der Stückgießerei, die 1833 erbaute Hauptwache, die Münze, das Gebäude der Medicinisch-chirurgischen Akademie, das 1831 erbaute Postgebäude, das Landhaus mit den Versammlungssälen der beiden Deputirtenkammern, das Rathhaus, das Polizeihaus (früher Koselsches Palais), der Bahnhof der Böhmischen Eisenbahn u. in. der Friedrichsstadt das Stadtkrankenhaus (früher Marcolinische Palais). Öffentliche Denkmäler sind das alte Denkmal des Kurfürsten Moritz an der Ecke der Augustus- u. Moritzallee in der Altstadt, das 1843 errichtete Bronzedenkmal des Königs Friedrich August III. im Zwinger (s. oben) von Rietschel, die 1736 in Neustadt errichtete bronzene Reiterstatue Augusts I. u. das Denkmal des Königs Anton in der Friedrichstadt, eine gußeiserne kolossale Büste. Wissenschaftliche u. Bildungsanstalten sind: die Akademie der Künste mit Polytechnischer Schule (seit 1851, früher Technische Anstalt) u. Baugewerkenschule (seit 1846) u. jährlichen Ausstellungen, die Medicinisch-chirurgische Akademie (s. ob.) mit Entbindungsanstalt u. Botanischem Garten, die Thierarzneischule, Poliklinische Anstalt, Blinden- u. Taubstummeninstitut, Turnlehrerbildungsanstalt, das Stenographische Institut, die Militärbildungsanstalt od. Kriegsschule, die Kreuzschule (Gymnasium seit 1559), das Vitzthum-Blochmannsche Geschlechtsgymnasium, 2 Schullehrerseminarien, 1 Handelsschule (seit 1851), die St. Annen- (Real-) Schule, die Neustädter Real- u. Bürgerschule, 3 Bürger- u. 5 Bezirksschulen, mehrere Töchterschulen, Freimaurerschule (als Lehr- u. Erziehungsanstalt für Töchter gebildeter Stände, seit 1852), Sonntagschule, das katholische Josephinen- od. Fräuleinstift, 1 katholische Hauptschule u. Progymnasium, 2 kathol. Freischulen in Neustadt u. Friedrichsstadt, mehrere Privaterziehungsinstitute, Armenschulen u. Kjndergärten. Gelehrte u. and. Gesellschaften: Ökonomische Gesellschaft, Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde, Isis (Gesellschaft für Naturkunde, seit 1833), Flora (Verein für Botanik u. Gartenkunde), Sächsischer Kunstverein, Sächsischer Alterthumsverein, Sächsische Hauptbibelgesellschaft, Pädagogischer Verein, Stenographenverein etc. Wohlthätigkeitsanstalten: das 1838 neugebaute große Materni- od. Frauenhospital, das Bürgerhospital, Garnisonhospital (s. ob.), Hospatientenburg, katholisches Krankenstift, Kinderheilanstalt, Krankenhilfsverein, Blindenunterstützungsverein, Diakonissenanstalt (seit 1844), Stadtarmenhaus, Findelhaus, Stadtwaisenhaus, Säuglingsbewahranstalt, Kinderbesserungsanstalt, freie Arbeitsanstalt, mehrere andere Armen- u. Industrieanstalten, Leihhaus, Sparkasse, Speiseanstalt, Gesellschaft zur christlichen Liebe u. Mitleid, Pestalozzistiftung, Verein zum Frauenschutz, Preußische Marienstiftung (für hülfsbedürftige adelige Fräulein), Marienstiftung (für Fortkommen armer Mädchen nach der Confirmation), Asyl für erwachsene taubstumme Mädchen, Verein zur sittlichen Hebung der dienenden Klasse, das israelitische Henriettenstift, Gesellschaft zu Rath u. That, Frauenverein, Verein für entlassene Sträflinge, Verein gegen Thierquälerei etc.; hierüber der Sächsische Hauptmissionsverein, Gustav-Adolfsverein, Tiedgestiftung, Schillerstiftung, die beiden Freimaurerlogen zum Goldenen Apfel u. zu den 3 Schwertern u. Asträa zur grünenden Raute. Industrie: Fabriken von mathematischen, physikalischen, chirurgischen u. musikalischen Instrumenten (Pianofortes), Maschinen, Feuerspritzen, Nägeln, Pulver, Bleiweiß, Farben u. Chemikalien, Photogen u. Parassin, Parfümerien, [334] Senf, Chocolade u. Kaffeesurrogate, Nudeln u. Stärke, Cigarren, Chenille, Marli, Watte, Wachstuch, Strohhüte, künstliche Blumen, Tressen, Gummiwaaren, Pergament, Handschuhen, Tapeten, buntem Papier, Spielkarten, Regenschirmen, Parquetfußböden; ferner eine Zuckersiederei, Fertigung von Juwelier-, Gold- u. Silberwaaren, Drechseleien, Actienvereine für Steinkohlenbau, viel Kupferstecher, Maler u. Bildhauer etc. Auch hat D. 19 Buchhandlungen, 6 Musikalien- u. 10 Kunsthandlungen, 26 Zeitschriften, 12 Buchdruckereien u. 30 Steindruckereien. Die Industrie fördert ein Gewerbeverein nebst der jährlichen Gewerbeausstellung, u. den wichtigen Handel vier Eisenbahnen (als die Leipzig-Dresdener, Schlesische, Böhmische u. Albertsbahn) nebst der Elbschifffahrt, welche nach Böhmen auch mit mehreren Dampfschiffen betrieben wird, u. der Productenhandelsbörse; zur Förderung des inneren Verkehrs aber dienen die mit dem Hofpostamt verbundene Stadtpost, Fiacres, Omnibus u. Sänften; Gasthöfe gibt es 90, Badeanstalten zum Kalt- u. Warmbaden, Dampf-, Sturz- u. Douchebäder sind mehrere vorhanden u. berühmt ist die Struvesche Fabrik u. Trinkanstalt künstlicher Mineralwässer. Einwohnerzahl incl. der Garnison 108,966, worunter 5300 Katholiken u. 700 Israeliten. Für das Vergnügen sorgen außer der Hofschauspielergesellschaft im königlichen Theater (s. ob.), ein zweites öffentliches Theater im Gewandhause nebst einigen Sommertheatern, die königliche Kapelle, welche die Kirchenmusik in der katholischen Hofkirche, die Opernmusik u. Hofconcerte besorgt, auch im Winter musikalische Akademien gibt, mehrere andere tüchtige Musikchöre, mehrere Sing- u. Musikalische Vereine (Cäcilienverein, Orpheus) u. zahlreiche geschlossene Gesellschaften. Von Gärten sind zu nennen: Prinz Georgs Garten mit Schloß in der Pirnaischen Vorstadt, Prinz Maximilians Garten mit Palais in der Ostraallee, Seidelscher Handelsgarten u. der vor dem Pirnaischen Schlage gelegene Große Garten mit geschmackvollen Anlagen, schönen Statuen u. Vasen, mehreren Restaurationen, Sommertheater u. königlichem Schloß, in welchem sich die Sammlungen des Sächsischen Alterthumsvereins befinden u. Blumen- u. Früchteausstellungen gehalten werden; ferner sind zu erwähnen das zum Kammergut Ostra (Ostravorwerk) in Friedrichsstadt gehörige Große Gehege, ein mit doppelten Alleen bepflanzler Wiesenplan, durch die Weißeritz vom Kleinen Gehege getrennt, in der Bautzner Straße das Linkesche Bad u. das Waldschlößchen mit Actienbierbrauerei, der Findlatersche Weinberg (jetzt Albrechtsburg) an der Elbe mit Schloß, u. endlich der romantische Plauensche Grund (s. Plauen). D. ist der Geburtsort der Dichter Th. Körner u. K. A. Engelhardt (Pseudonym Roos), des Malers Retzsch u. des Naturforschers u. Arztes Choulant.

Der sorbenwendische Name der Stadt wird von Trasi (die Fähre) abgeleitet, weil die erste Ansiedelung an der Stelle der Neustadt in einem Dorfe wendischer Fischer bestand, welche hier zum Übersetzen über die Elbe eine Fähre hielten u. sich nach einer Wasserfluth ums Jahr 1020 auf das etwas höhere linke Elbufer übergesiedelt haben sollen; 1070 soll der Bau der Brücke, u. zwar von Holz, begonnen worden sein. Urkundlich kommt D. aber erst 1206 u. 1216 als Stadt vor Hier erbauten die Meißner Markgrafen Konrad u. Otto der Reiche ein Schloß (auf dem Taschenberge), in welchem sie residirten, u. gleichzeitig wurde die Frauen-, sowie später die Kreuzkirche gestiftet. Markgraf Heinrich der Erlauchte residirte von 1270 bis zu seinem Tode (1288) ganz in D., dessen Altstadt er vergrößerte u. mit Ringmauern umgab, während gleichzeitig Alt-D. (die jetzige Neustadt) in Verfall gerieth, auch stiftete er das Maternihospital u. Franziskanerkl oster, u. zu seiner Zeit wird schon eine steinerne Brücke erwähnt. Friedrich der Jüngere verkaufte anfänglich D. mit seinem Erbtheil an König Wenzel von Böhmen, besaß es aber später bis 1316 als böhmisches Lehn, worauf es Markgraf Waldemar von Brandenburg in Besitz nahm, bis es nach dessen Tode (1319) wieder dauernd an Meißen fiel. Markgraf Wilhelm erhob 1403 Alt-D. (s.d.), wo er auch ein Augustinerkloster stiftete, zur Stadt, nachdem er auch das Dresdener Kirchenpatronat an sich gebracht hatte, welches bis 1317 dem Kloster Seußlitz u. später dem Stifte Meißen gehört hatte. 1443 wurde die alte Stapelgerechtigkeit der Stadt vom Kaiser bestätigt. Bei der sächsischen Landestheilung im J. 1485 kam D. mit dem Meißnerlande an Herzog Albrecht u. blieb von nun an beständige Residenz der Sachsen-Albertinischen Linie. Herzog Georg der Bärtige begründete nicht nur die Bildergallerie u. Weißeritzflöße (1521), sondern erbaute auch das Schloß u. umgab D. mit Festungswerken, welche später Kurfürst Moritz verstärkte, indem er zugleich die Stadt vergrößerte, nachdem bereits sein Vater Heinrich der Fromme 1539 die Reformation in D. eingeführt hatte. Kurfürst August I. gründete die Bibliothek, verlegte 1556 die Münzen von Freiberg nach D. u. trug gleich den meisten seiner Nachfolger zur Vergrößerung u. Verschönerung D-s bei, von welchem namentlich die Neustadt seit 1724 nicht nur ihre gegenwärtigen großartigen Anlagen u. Prachtgebäude, sondern auch ihren Namen erhielt, nachdem 1710 die Vorstädte der Altstadt Pallisadenbefestigung, sowie 1721–24 die sogenannten Schläge an den Eingängen erhalten hatten. Seine glänzendste Periode erlebte D. überhaupt unter den beiden Augusten zu Anfang des 18. Jahrh., wo es der Sammelplatz des Glanzes u. der Üppigkeit u. fast ganz umgebaut wurde. Dem Österreichischen Erbfolgekriege (s.d.), in welchem die Preußen D. eroberten, machte am 26. Decbr. 1745 der Dresdener Friede ein Ende. Hart heimgesucht wurde die Stadt im Siebenjährigen Kriege (s.d.), sie wurde 1756 von den Preußen besetzt u. blieb bis zum 4. Sept. 1759 in deren Händen, wo sie der preußische Commandant Graf Schmettau kraft Capitulation an das Reichsheer übergab, nachdem er 1758 u. 1759 die Vorstädte hatte niederbrennen lassen; noch härter war das Schicksal D-s im J. 1760 bei der preußischen Belagerung am 14–30. Juli, wo durch das Bombardement 5 Kirchen u. gegen 500 Häuser zerstört wurden, doch wurde das Verwüstete bald schöner wieder hergestellt. Auch in Napoleons Kriegen litt D. bedeutend. Dieser ließ, nachdem er im Mai 1812 hier eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Österreich u. König von Preußen gehabt hatte, am 10. März 1813 auf seinem Rückzuge die Elbbrücke sprengen (s. oben), um bald darauf Stadt u. Vorstädte in ein verschanztes Lager zu verwandeln u. am 26. hier den Alliirten eine Schlacht zu liefern, in welcher er siegte (s. Russisch-deutscher Krieg gegen [335] Frankreich). D. blieb hierauf der Mittelpunkt der Operationen Napoleons, u. als er im Oct. nach Leipzig zog, ließ er den Marschall Gouvion St. Cyr in D. zurück, welcher am 11. Nov. 1813 an Klenau capitulirte, worauf die Franzosen abzogen u. in D. ein russisches (später preußisches) Gouvernement seinen Sitz nahm, bis am 7. Juni 1815 der König Friedrich August aus der Gefangenschaft zurückkehrte, welcher die Festungswerke D-s schleifen u. in die obengedachten Anlagen verwandeln ließ. Wiederholten Schaden haben der Stadt auch die nicht seltenen großen Wasserfluthen u. Eisfahrten der Elbe gebracht; Hauptbrände aber haben in D. stattgefunden 1429 durch die Hussiten, 1491, 1530, 1614, 1685, 1701 u. in den Kriegsjahren 1758, 1759 u. 1760 (s. ob.). Über den Volksaufstand am 9. Sept. 1830, sowie über den Aufstand vom 3._– 9. Mai 1849, wo D. durch den damit verbundenen Straßenkampf hart heimgesucht wurde, s. Sachsen (Gesch.). 23. Decbr. 1850 Eröffnung der Dresdener Ministerialconferenz der Deutschen Bundesstaaten, zur Revision der Bundesacte, s.u. Deutschland (Gesch.) XIII. C). In D. hielten auch viele Wandergesellschaften ihre Versammlungen; so: im Sept. 1826 die deutschen Naturforscher u. Ärzte, im Oct. 1837 die deutschen Land- u. Forstwirthe, im Oct. 1844 die deutschen Philologen u. Schulmänner, zugleich mit den deutschen Orientalisten, im Sept. 1845 der Norddeutsche Apothekerverein, am 4. Aug. 1848 die sächsischen Lehrer, am 18. Aug die sächsischen Ärzte u. Ende Aug. die sächsischen Advocaten, am 16. Aug. 1852 die deutschen Geschichts- u. Alterthumsforscher, vom 6._– 9. Sept. 1854 die deutschen Architekten u. Ingenieure, im Septbr. 1854 die deutsch-österreichischen Bienenwirthe u. Bienenfreunde. Vgl. I. Hasche, Diplomatische Geschichte D-s, Dresd. 1810–19, 4 Thle.; G. Klemm, D-er Chronik, ebd. 1837; W. A. Lindau, Merkwürdigkeiten D-s u. der Umgegend, 5. A. von Wiemann, ebd. 1841; Lindau, Geschichte der Stadt D., ebd. 1857 f.; Gottschalk, D. u. seine Umgebungen, 6. A., ebd. 1857; Romberg, Wegweiser durch D., ebd. 1857; Lindau, Das D-er Galeriebuch, 2. A., ebd. 1856; Adreß- u. Geschichtshandbuch der Residenzstadt D., ebd. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 333-336.
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