Orangerie

[328] Orangerie, 1) gemeinschaftlicher Name der Südfrüchte, Citronen, Pomeranzen, Apfelsinen, Limonen, welche man in Deutschland vom Mai an den Sommer hindurch im Freien nach vorheriger Abhärtung an einen geschützten, warmen, aber nicht zu sonnenreichen Orte, während des Winters aber im Gewächshause in Gefäßen hält. Die O. muß schon Mitte September an einem heiteren, trocknen Tage in das Winterquartier (einen hellen, lustigen, trockenen, frostfreien, gegen das Eindringen zu starker Ofenwärme geschützten Ort) geschafft werden. Citronen u. Limonen überwintert man bei 6–8, die anderen Arten der O. bei 1–5 R. Wärme. Das Winterquartier muß, bes. im Herbst u. Frühjahr, öfters gelüstet werden. Die jungen Stämme werden aus Kernen gezogen, müssen aber dann veredelt werden; dies geschieht vorzüglich durch Copuliren u. Pfropfen im März u. April u. durch Oculiren im Juni u. August. Als Unterlage verwendet man am besten Citronen od. Apfelsinensträucher; veredelte Bäumchen zieht man auch durch Absenken im Spalttopf, von den Citronen durch Stopper, von Citronen u. Pomeranzen durch Blätter mit einem Auge, die 1/3 in gute Erde gesteckt werden; der Asch muß an einem warmen Orte stehen u. beständigen Zufluß an Wasser haben, z.B. durch wollene Fäden, welche aus einem Wassergefäße hängen. Die O. verlangt eine fette, weder zu leichte noch zu schwere Erde, in welcher keine rohen Theile sein dürfen. Zum Düngen verwendet man am besten Malzkeime, die auf die Oberfläche der Erde gestreut werden. Die kleineren Bäumchen in Kübeln setzt man alle zwei, die größeren alle 3–5 Jahre im April od. Mai um. Werden letztere nicht umgesetzt, so muß man ihnen jährlich die obere Erde bis 6 Zoll wegnehmen u. diese durch frische Erde ersetzen. Ein frisch verpflanzter Baum darf nicht so stark begossen werden, als ein schon früherer Zeit verpflanzter. Überhaupt darf man nur bei trockener Witterung im Sommer stark, im Winter nur mäßig u. mit überschlagenem Wasser gießen. Haben die Bäume zu viel Wasser bekommen, so rollen sich die Blätter krankhaft zusammen u. die Wurzeln faulen. Eine andere Krankheit ist das Ausschwitzen des Saftes, wobei die Bäumchen vergelben u. einen schwarzen Überzug bekommen. Beschneiden darf man die O. nur dann, wenn sie zu viel Holz od. eine ungleiche Krone od. diese eine kahle Stelle hat. Die beste Zeit zum Beschneiden ist das Frühjahr. Um kräftiges Holz zu erziehen, muß man kurz, um kurze Tragzweige zu erziehen, länger schneiden. 2) Gemeinschaftlicher Name aller Pflanzen, die nur in südlichen Ländern im Freien ausdauern u. in kälteren Ländern im Gewächshause aufbewahrt werden. 3) (Orangerie haus), s.u. Gewächshaus A) a).[328]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 328-329.
Lizenz:
Faksimiles:
328 | 329
Kategorien: