Chocolade

[65] Chocolade (spr. Schokolad), 1) trockene Masse, wovon das Getränk Ch. bereitet wird. Der wesentliche Bestandtheil derselben ist ein Brei aus den gerösteten u. von den Schalen befreiten, in einem gewärmten eisernen Mörser gestoßenen, dann auf einem durch Feuer erhitzten Steine od. (Dampfchocolade) mit einer besonderen Maschine (Chocoladenmaschine) zerriebenen Cacaobohnen unter Zuthat von seinem Zucker, dem häufig noch etwas gestoßene Vanille u. Zimmt beigemischt wird, welche Mischung dann, in Formen gebracht, nach dem Trocknen deren Gestalt annimmt. Die gewöhnliche ist die Tafelform, doch auch die cylindrische, Die beste Ch. wird in Paris, Lyon, Florenz, Turin, Mailand, Dresden etc. gemacht. Die Gesundheits-Ch. besteht aus bloßen gerösteten Cacaobohnen u. Zucker, ohne Zusatz von Gewürz, u. wird bes. in Gesundheitszuständen, bei denen der Reiz von Gewürzen schädlich sein kann, zumal bei Kindern angewandt, obwohl der Vortheil dadurch aufgewogen wird, daß die Ch. ohne Gewürz schwerer zu verdauen ist. Im Allgemeinen ist Ch. unter allen aufregenden Getränken das empfehlenswertheste, weil es zugleich nährt. Ch. mit Zwieback od. harter Semmel gilt als Heilmittel gegen hartnäckige Diarrhöe. Auch werden Heilsubstanzen zugemischt, wie das Isländische Moos (Mooschocolade), für hektische Kranke, od. China (Chinachocolade), od. der Cacaobrei wird mit Salep, od. Satzmehl von Erdäpfeln u. nährenden Substanzen versetzt. Von dieser Art ist der in Frankreich beliebte Chocolat analeptique (spr. Schokolat analeplick). Verfälschungen der Ch. kommen vor mit: Weizen-, Reis-, Linsen-, Erbsen-, Bohnen- u. Maismehl, Stärkemehl, Oliven- u. Mandelöl, Talg, pulverisirten Cacaoschalen, gerösteten Mandeln, Gummi, Dextrin, Zinnober, Mennige, rothem Ocker u. Ziegelmehl. Diese Verfälschungen lassen sich, wenn sie nicht in zu geringen Mengen beigemischt sind, leicht erkennen; ein Zusatz von Mehl macht die Ch., wenn sie mit Milch od. Wasser gekocht wird, dick u. pappig. Die Gegenwart von Talg gibt sich durch den Geruch deutlich zu erkennen, sobald die Ch. einige Zeit gelegen hat. Zinnober u.a. rothe mineralische Stoffe werden nur verfälschter Ch. zugesetzt, um ihr die Farbe der echten zu geben, zur Erkennung dieser theils giftigen Substanzen ist eine chemische Untersuchung erforderlich. Die Ch. wird für sich als Leckerei genossen, auch kommt sie als Zusatz zu Conditorwaaren u.a. Zubereitungen, die dadurch Chocoladenbisquit, [65] Chocoladenbrod, Chocoladencreme, Chocoladeneis, Chocoladengäscht, Chocoladenkuchen, Chocoladenliqueur, Chocoladenmuß, Chocoladenplätzchen, Chocoladensauce, Chocoladensuppe, Chocoladentorte etc. benannt werden. Auch werden aus Chocoladenmasse allerhand kleine Figuren gefertigt, die in ihrer natürlichen Farbe belassen od. bunt gefärbt werden; ausgezeichnet darin ist die Fabrik von Jordan u. Timäus in Dresden. Die gewöhnlichste Benutzung ist aber als warmes Getränk. Hiernach hat man Wasser-Ch., bei dieser wird gewöhnlich kochendem Wasser geriebene Ch. beigefügt; nachdem diese ein wenig damit gekocht worden ist, wird sie vom Feuer genommen, noch eine Zeit lang, bis ihr die heftigste Hitze entzogen ist, gequirlt, wodurch sie zugleich schäumiger wird, u. dann in porzellanenen Chocoladentassen, welche höher als Kaffee- od. Theetassen sind, gereicht; Ch. ist leicht verdaulich u. sehr nahrhaft u. wird um so sättigender, wenn ihr noch einige Eidotter unter Quirlen beigefügt werden. Noch nahrhafter ist die Milch-Ch., zu der daher gewöhnlich etwas weniger Ch. genommen wird. Wein-Ch. ist sehr reizend, da dem Reize des Weines sich noch der des Gewürzes der Ch. beifügt, u. diätetisch wie Glühwein zu würdigen. Nur uneigentlich werden Zubereitungen, welche blos das Ansehen von Ch. haben, auch wohl nur in Pulverform sind, Ch. genannt; von dieser Art ist die Mandel-Ch., aus braun gerösteten, zerstoßenen Mandeln in Milch gekocht, denen man Eidotter zusetzt; Reiß-, Mehl-Ch. u.a. Chocoladensurrogate bieten die Gerstengraupen, Haselnüsse, Wallnüsse, Erdmandeln, Kastanien. – Die Ch. wurde durch die Spanier in Europa 1520 bekannt, die dies Getränk unter diesem Namen in Mexico fanden. Anfänglich war die Bereitung in Europa ein Geheimniß; seit sie aber 1606 von dem Florentiner Carletti, der lange in Westindien gewesen, in Florenz eingeführt war, wurde sie in ganz Europa, bes. in Spanien u. Italien, verbreitetes Lieblingsgetränk; überall entstanden Chocoladenfabriken u. ein Wetteifer, sie sowohl in vorzüglicher Güte, als auch verschieden zuzubereiten. Für die Verbesserung der Chocoladenfabrikation war namentlich Hermann in Paris thätig, u. die von ihm erfundene Dampfchocoladenmühle hat sich den Ruf größter Vollkommenheit erworben. Vgl. Der uneigennützige Chocoladenfabrikant, Berl. 1801; Korth, Die Ch., ebd. 1817; Eupel, Unterricht alle Sorten Ch. zu fabriciren, Erfurt u. Gotha 1828; Der Chocoladenfabrikant, Kitzingen 1826; Gensler, Der Chocoladenfabrikant, Quedlinb. 1833; Schmidt, Der Chocoladenfabrikant, Weim. 1838 etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 65-66.
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