Westindien

[132] Westindien (im Gegensatz von Ostindien das den Europäern gen Westen liegende Indien), die den Mexicanischen Meerbusen u. das Caraibische Meer vom Atlantischen Ocean trennende, von der Mündung des Orinoco an der Nordwestküste von Venezuela (Südamerika) bis zu den Halbinseln Florida u. Yucatan vom 10° bis 27° nördlicher Breite u. vom 42° bis 671/2 ° westlicher Länge von Ferro reichenden, in einem großen Bogen liegenden Inselgruppen, von ungefähr 360 Inseln; der Gesammtflächengehalt beträgt 4472 QM. Die Inseln W-s sind gebirgig, zum Theil nackte Felsen; Gebirge u. Flüsse, s.u. den einzelnen Inseln; Klima: heiß, für den Europäer ungesund; Jahreszeiten: nur zwei, die trockne u. die nasse (Regenzeit); Erdbeben nicht selten; die Seewinde kühlen die übermäßige Hitze; auf Cuba soll es jedoch bisweilen Eis frieren; die durch das Klima erzeugten Krankheiten werden durch eine verständige Lebensordnung zum Theil vermieden. Producte: viel edle Metalle (nicht gehörig benutzt), Salz, Schwefel, Erdpech, Zucker, Kaffee, Baumwolle, Indigo, etwas Cacao, Piment, allerhand anderes Gewürz, Tabak, Reiß, Gemüse, Früchte von erst neuerdings angebauten Brodpalmen, Nutzhölzer (Eisenholz, Mahagoni), Areka, Kohlpalmen, Kokos etc.; die Hausthiere sind meist aus Europa hierher gebracht worden, einheimisch: Affen, Papagaien, Colibris, Wasservögel, Kaimans, Fische, Schildkröten etc. Von Schlangen mehre sehr giftig, darunter der Eckenkopf; viele Inseln sind von hohen Korallenriffen, Auster- u. Perlenbänken umgeben. Die Einwohner werden auf 3,700,000 Seelen geschätzt, wovon ungefähr 20 Proc. Weiße (Creolen), welche ihre Kinder meist in Europa erziehen lassen, 66 Proc. reine Neger u. 14 Proc. Mischlinge. Die Sklaverei ist früher in Hayti, seit 1834 auch in Britisch W. aufgehoben, man rechnete vor diesem Jahre noch 1,200,000 Sklaven. Das Urvolk, die Caraiben (s.d.), ist fast untergegangen. Beschäftigung: Plantagenbau, Fischerei u. Handel, bes. der Briten, nebenbei Viehzucht. W. umfaßt drei Hauptgruppen, die Großen Antillen, die Kleinen Antillen (Caraibische Inseln, s.d.) u. die Bahamas (s.d.); in politischer Hinsicht gehört es a) den Briten (Antigua, Anguilla, die Bahamas, Barbadoes, St. Christoph, Jamaica, St. Lucie, Tabago, Trinidad, Virgin-Gorda u.a.), zusammen 636 QM., 815,000 Ew. (darunter 80,000 Weiße), b) den Franzosen (Martinique, les Saintes, Mariegalante, Desirade, Guadeloupe u.a.), auf 47,6 QM. 263,000 Ew., c) den Spaniern (Cuba, Porto-Rico nebst deren Pertinenzien u. seit 1861 auch der östliche Theil von Hayti, früher Republik S. Domingo), 3289,1 QM., 1,966,000 Ew.; d) den Schweden (St. Barthelemy), 1,25 QM., 9000 Ew.; e) den Dänen (St. Croix, St. Jean, St. Thomas), 7,5 QM, 41,000 Ew., f) den Niederländern (St. Martin, St. Eustaz, Saba, Curassao u.a.), 10,5 QM., 31,800 Ew.; g) der westliche Theil von Hayti, 480 QM., 572,000 Ew., ist unabhängig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 132.
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