Dextrīn

[98] Dextrīn (Stärkegummi, Leiocome, Leiocomme, Gommaline, Chem.), C12H10O10, eine dem arabischen Gummi ähnliche Gummiart; entsteht durch Einwirkung von Wärme, verdünnten Säuren, Diastase u. verschiedenen thierischen Flüssigkeiten auf Stärkemehl; bildet eine harte weiße Masse vom spec. Gewicht 1,25, ist leicht löslich in kaltem Wasser, unlöslich in Alkohol, wird durch basisch essigsaures Bleioxyd, Zinnchlorür u. Kalk gefällt; mit Iodlösung gibt es keine blaue Färbung; seine Lösung lenkt den polarisirten Lichtstrahl stark nach rechts ab (daher der Name); es geht leicht in Zucker über u. gibt mit Salpetersäure keine Schleimsäure. Mit Kupferlösung u. Kali entsteht eine tief blaue Flüssigkeit, aus welcher sich erst in der Hitze Kupferoxydul abscheidet. Man stellt das D. im Großen auf verschiedene Weise dar; man rührt 400 Theile auf 30° erwärmtes Wasser mit 5 Theilen gepulvertem Gerstenmalz an, erhitzt dann bis 60° u. mischt 100 Theile Kartoffelstärke dazu; man steigert die Temperatur bis 70° u., wenn die Masse dünn u. schleimig geworden ist, plötzlich auf 100°, damit das gebildete D. durch das Malz nicht in Zucker verwandelt werde; alsdann filtrirt man, dampft ein u. trocknet in besonderen Trockenstuben; od. man bringt mit Wasser angerührte Kartoffelstärke in eine auf 80–90° erwärmte verdünnte Schwefelsäure, dampft die Masse ein u. trocknet sie. Um das D. vollkommen weiß u. leicht auflöslich zu erhalten, stellt man es nach Payen auf folgende Weise her: man befeuchtet Kartoffelstärke mit sehr verdünnter Salpetersäure, trocknet u. erhitzt die Masse in messingenen Kästen auf 130°; man erhält so ein fast weißes Pulver, welches bes. in Frankreich unter dem Namen Leiocome in den Handel kommt. Nach einem andern Verfahren rührt man gekeimte u. zerstoßene Gerste mit Wasser an, erwärmt auf 75° u. bringt das Särkemehl unter Umrühren dazu; man erhitzt so lange, bis die Flüssigkeit durch Iodlösung nicht mehr blau gefärbt wird, leitet dann Wasserdampf hinein, filtrirt u. dampft zur Syrupsconsistenz ein; dieser Dextrinsyrup enthält viel Zucker u. zieht daher Feuchtigkeit an. Das D. wird als Zusatz zu seinem Backwerk, zur Weberschlichte, als Verdickungsmittel der Beizen u. Farben u. zum Appretiren der Gewebe angewendet; um es zu letzterem Zweck zu verdicken, setzt man dem D. Stärkekleister od. mit Soda aufgequelltes Stärkemehl zu; endlich dient es zum Leimen des Papiers u. findet auch in der Chirurgie Verwendung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 98.
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