Zimmt

[626] Zimmt (Canell, Cinnamomum acutum), A) echter Z., braunrothe, süßlich gewürzhafte, zähe, auf dem Bruche faserige, aus dünnen, glatten, zusammengerollten Stücken bestehende, innere, von ihrer Oberhaut befreite Rinde des Zimmtbaumes (Laurus cinnamomum od. Cinnamomum ceylanicum, s.d.), beliebtes Gewürz, in bester Qualität von Ceylon, sonst auch aus China, Cochinchina, anderen heißen Gegenden Asiens, u. von den Antillen kommend, viel ätherisches Öl (s. Zimmtöl) u. Gerbestoff, aber wenig Schleim enthaltend u. in der Medicin als Analepticum, als blutstillendes Mittel u. zur Bereitung des Öls u. der Tinctur benutzt. Auf Ceylon u. den ostindischen Inseln geschieht das Schälen jährlich zweimal,[626] der große Schnitt vom April bis August u. der kleine Schnitt vom Nov. bis Januar. An mehren Orten legt man die abgeschälte Rinde 12–15 Stunden in Kaltwasser, wodurch die gewürzhaften Theile mehr befestigt werden. Nachdem man die kleineren Stücken auf die größeren gelegt hat, läßt man sie an der Sonne trocknen, wobei sie in Röhren zusammenlaufen. Daraus macht man Bündel von 80 Pfd., welche in Säcke gepackt u. mit schwarzem Pfeffer umschüttet werden (der Pfeffer saugt alle noch im Z. befindliche Feuchtigkeit ein u. erhält ihn in gutem Zustande). Die Rindenstücken sind meist 11/2, selten 2–4 Fuß lang u. so stark wie Spielkarten. Je dünner desto besser. Der Bruch des Z-s ist splitterig u. faserig, vor dem Brechen biegt er sich. Der feinste Z. wächst in sandigem Boden. Früher hatten die Holländer den Zimmthandel ausschließlich in den Händen, indem sie den Z. von Ceylon bezogen u. den Anbau desselben auf den andern Inseln unterdrückten. Man unterschied im Handel schwarzletterigen u. rothletterigen Z. Die Ballen, in welchen der letztere u. bessere versendet wurde, waren mit rothen Buchstaben bezeichnet. Die einzelnen Sorten des ceylonischen Z-s sind: a) Rasse- od. Penni-Curundu (Honigzimmt); b) Nai-Curundu (Schlangenzimmt); c) Capuru-Curundu (Campherzimmt), aus dessen Wurzel Campher destillirt wird; d) Cahatte-Curundu (zusammenziehender Z.). B) Cassienzimmt (Zimmtcassie, Chinesischer, Indischer, Cayennerzimmt), von Cinnamomum cassia (Persea cassia Spr. od. Laurus cassia Lin.), stammend, auf den Indischen Inseln, in Cochinchina, auf Malabar, auch in Westindien wachsend; im Handel kommt er in etwa 11/4 bis 2 Pfd. schweren, mit dünn gespaltenem Rohr od. mit Bast gebundenen Bündeln vor; die Länge beträgt gegen 11/2 bis 2 Fuß, der Querdurchmesser 1/4 bis 1 Zoll, die Dicke 1/4 bis 3/4 Linie; selten kommen dickere Stücken vor. Er ist stark, einfach übereinander, häufig doppelt gerollt; in der Regel sind kleine Ringel in einander geschoben, wie beim Ceylonischen, zuweilen auch wohl zwei, nicht leicht mehre, zum Theil kommen auch nur rinnenförmige u. fast flache Stücke vor. Die Farbe ist dunkler als beim Ceylonischen, mehr braunroth, mitunter mehr od. weniger ins Gelbliche od. Schmutziggraue fallend; die äußere Fläche ist auch zum Theil von noch anhängender äußerer Rinde gefleckt u. matt; die weißlichen Längenstreifen sind hier noch deutlicher u. treten zum Theil etwas über die Oberfläche hervor; diese ist auch ziemlich eben, doch bei dickeren Stücken zum Theil etwas runzlich u. nicht so glatt, als beim Ceylonischen Z.; die innere Fläche ist zart u. faserig, wie bei dem letzteren, die Farbe bald heller, bald dunkler wie die Außenfläche; der Bruch ist wie beim Ceylonischen, doch ist die innere Lage beim Querbruch merkbar faserig wegen dünneren u. spröderen, fest anhängenden Bastes, wogegen, nach außen gebrochen, die weißlichen, zähen Streifen sich häufig wie Fäden ziehen lassen. Die Rinde ist hart, nicht zähe u. etwas weniger zerbrechlich, wegen beträchtlicherer Dicke, als Ceylonischer Z.; der Geruch ist stark, zimmtartig, doch nicht so fein aromatisch, als beim echten; der Geschmack ebenfalls stark zimmtartig, etwas weniger süßlich, mehr stechend herb, u. die Rinde läßt sich zu keinem so seinen Pulver stoßen, als die des echten, dagegen aber ist sie ölreicher u. behält ihre gewürzhaften Theile länger. Zu dieser Zimmtart gehört auch der Morunazimmt, Copalaza u. wilder Z. aus Mexico. C) Mutterzimmt (Cassienrinde), von Cinnamomum Loureiri (Cassia lignea) auf den ostindischen Inseln kommend. Man hat zwei Hauptsorten: a) der gerollte Mutterzimmt, ist von Ansehn, Dicke, Länge etc., wie die Zimmtcassia, einfach u. doppelt gerollt, öfter zwei Röhren in einander, aber dunkler rothbraun, die äußere Fläche etwas rauher; man bemerkt keine weißlichen Längenstreifen; die innere Fläche ist ziemlich dunkelbraun, ebenfalls aus gleichlaufenden, zarten Längenfasern bestehend; b) der flache Mutterzimmt, besteht aus ziemlich flachen od. rinnenförmigen, mehre Zoll langen, 1 bis 11/2 Zoll breiten u. 1/2 bis 11/2 Linie dicken Stücken; die äußere Fläche ist etwas uneben, rauh, zum Theil runzlich; größtentheils von der Oberhaut befreit, rothbraun, matt, doch sitzen häufig noch an mehren Stellen Reste des schmutziggrauen Oberhäutchens; die untere Fläche ist uneben, rauh, zum Theil splitterig, aus dem öfter 1/2 Linie dicken, faserigen Splint bestehend, meistens heller von Farbe, als die äußere, matt zimmtfarben; der Geruch dieser Rinde ist schwach zimmtartig; der Geschmack Anfangs schwach zimmtartig, dann herb u. beim anhaltenden Kauen ziemlich schleimig, namentlich bei den dickeren, flachen Stücken, welche auch stärker riechen u. schmecken, als die dünnen, welche oft nur herb, kaum zimmtartig schmecken u. wenig Schleim entwickeln. D) Weißer Z. (Canell), von Canella alba (s.u. Canella) stammend. E) Nelkenzimmt (Schwarzer Z.), von Myrtus caryophyllata stammend; er kommt in 21/2 Fuß langen, 1 Zoll dicken, einem Stock ähnlichen Stücken vor, welche aus mehren dünnen, festen, sehr harten, eng aneinander geschlossenen, um einander gerollten u. mittelst einer Schnur von Fasern zusammengehaltenen Rinden bestehen, ist dunkelbraun, oft noch mit einem weißgrauen Oberhäutchen versehen, sehr hart unter den Zähnen, etwas dicker als Z., innen beinahe rostig, von zimmt- u. nelkenähnlichem Geschmack, wovon jedoch letzterer mit der Zeit vorherrscht u. der erste sich bald verliert, u. dann bes. in der Rinde von den jungen Zweigen sehr scharf wird. Jetzt hat England den Handel mit Ceylonischem Z. an sich gebracht, doch wird der Zimmtbau in verschiedenen Gegenden der heißen Zone betrieben, u. der um Hue in Cochinchina gebaute soll den Ceylonischen Z. an Güte noch übertreffen. Vgl. Nelkenzimmt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 626-627.
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